Tipp der Woche
Der Tipp der Woche gibt (meistens von Werner Winkler verfasst) wöchentlich einen Input aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus, häufig mit aktuellem Bezug.
Interesse? Einfach bestellen per Mail (kostenlos, jederzeit widerrufbar) an naturellwissenschaft@t-online.de
Zum Nachlesen finden Sie unten die bislang versendeten Tipps der Woche.
Mit herzlichem Dank für die Anregung an den Kollegen Heiko W. teile ich heute gerne eine kleine praktische Erfahrung und Anwendung des naturellwissenschaftlichen Wissens.
Wenn man (etwa bei hoher Beanspruchung und vielen zu erledigenden Aufgaben) einen Ablauf braucht, um seine Zeit sowohl abwechslungreich als auch ausgewogen zu gestalten, empfiehlt sich folgendes Wechselmodell:
Man bleibt nicht permanent an einer Sache, bis man müde und erschöpft ist, sondern wechselt z. B. nach je 20 oder 30 Minuten folgendermaßen ab:
- man beschäftigt sich mit etwas Interessantem oder man macht einfach Pause/tut nichts (für den blauen Anteil unseres Naturells)
- man gönnt sich etwas Schönes/Lustiges/einen Sozialen Kontakt (für den gelben Anteil unseres Naturells)
- und dann arbeitet man an etwas Notwendigem/unbedingt Nötigem/wozu man verpflichtet ist etc. (für den roten Anteil unseres Naturells)
- dann wieder von vorne ...
Auf diese Weise habe ich immer wieder 3-4 Stunden pro Tag an meinen Büchern gearbeitet, ohne zu ermüden. Hätte ich das am Stück versucht, wäre ich rasch erschöpft gewesen - zu einseitig eben.
Ideal auch, wenn man dabei auch die Körperhaltung und vielleicht noch den Raum/die Umgebung wechselt.
Einfach mal ausprobieren und gerne berichten, was Sie beobachten oder Neues herausfinden!
Text: Werner Winkler
So spannend sich das Lernen für Beziehungstypen anfühlt, so frustrierend ist es, wenn man (etwa in der Grundschule) entdeckt, dass nicht nur der Lehrer oder die Lehrerin viel mehr von einem Thema weiß, sondern auch andere Kinder.
Da fühlt sich der Beziehungstyp dann dumm, klein, hilflos usw. - also nicht gut. Das wiederum erschwert das Lernen, da er ja mit seinen negativen Emotionen beschäftigt ist und sich kaum noch auf das zu lernende Thema konzentrieren kann.
Wie kann man als Erwachsener (Eltern, Lehrende, Nachhilfe-Leisternde/r) damit umgehen?
Die Erklärung, dass man sich selbst als Kind beim Lernen oft so gefühlt hat, kann etwas helfen. Dann die Erinnerung daran, dass auch ein kleines Kind schon viel gelernt hat (Laufen, Sprechen, Anziehen etc.) - und dass das alles etwas Zeit und Mühe gebraucht hat.
Wenn das Kind sagt: Ich kann das nicht, ergänzt man: noch nicht. Also der zeitliche Aspekt zeigt, dass auch das Lernen Zeit braucht (und Geduld).
Und wenn ein Kind (so ist mir das neulich passiert, als ich zwei Nachbarskindern bei den Hausaufgaben half) noch nicht so weit ist, in einer Disziplin wie ein anderes, gar jüngeres - dann kann man es daran erinnern, dass kein Kind in allen Fächern ganz vorne ist, sondern dass eben das eine Kind schneller Rechnen lernt und das andere stattdessen das Malen.
Dann kann man mit dem Beziehungstyp-Kind an einem Teil-Thema so konzentriert und lange arbeiten, bis es verstanden hat, auf was es ankommt. Dadurch lernt es, dass es Stück für Stück vorangeht und nicht auf einen Schlag wie durch Zauberhand.
Speziell Beziehungstyp-Kinder müssen also erst einmal das Lernen lernen, und zwar auf ihre eigene Art. Und die ist oft nicht die, wie sie vom Lehrplan oder vom Schulbuch vorgegeben wird.
Ein Beispiel: Das Beziehungstyp-Nachbarskind hatte Angst vor dem Deutschtest, da es selbst noch nicht 100 % perfekt Deutsch spricht. Ich habe ihm die Hausaufgabe gegeben, zu erraten, welche Aufgaben wohl die Lehrerin im Test stellen wird. Es soll dann diesen Test auf Blätter schreiben, so dass ich den Test probeweise schreiben kann, um herauszufinden, wieviel ich wohl noch weiß aus meiner Schulzeit.
Mit dem Lehrerin-Spielen hatte das Kind großen Spaß, es entwarf gewissenhaft einen Test für mich - und tatsächlich hatte ich einzelne Grammatik-Regeln vergessen, so dass auch das Korrigieren und das Ausrechnen der Note mit Spaß verbunden war. Interessanterweise sah dann der reale Test fast genau so aus wie der vorhergesagte und das Ausfüllen lief stressfrei und leicht.
Das Wichtigste scheint mir, dass dem Beziehungstyp(-Kind) vermittelt wird, dass es okay und normal ist, erst einmal unwissend zu sein, wenn man etwas Neues lernt - und dass die Freude dann umso größer ist, wenn man es schließlich gelernt hat!
P.S. Bei der Gelegenheit sei daran erinnert, dass es auf Wunsch noch einige Exemplare des Buches "Warum Kinder so verschieden sind" gegen Versandkosten-Ersatz bei mir zu beziehen gibt, z. B. zum Verschenken an Eltern, Erziehende oder Lehrkräfte.
Text: Werner Winkler
Heute möchte ich daraus die Folge FLEISCHFRESSER empfehlen, aktuell z. B. gratis in der ARD-Mediathek zu sehen: https://www.ardmediathek.de/video/der-tatortreiniger/folge-1-fleischfresser-s03-e01/one/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtMmI3Zjg5ZTMtYzQ2ZS00MGE0LTllMzItZjk1NmJjY2E3NWQ3
Hier spielt Bjarne Mädel zusammen mit Karin Hanczewski ein wunderbar skurriles Sachtypen-Duett. Woran mache ich meinen Typverdacht hier fest (es geht um die Rollen, nicht unbedingt um die Schauspieler selbst)?
- bei Bjarne Mädel sind die sachtypen Urlaute, auch Leidensäußerungen, mehrfach zu hören
- beide kommunizieren viel mit ihrer minimalen Mimik (sprechen mit Blicken, nicht mit Worten)
- Sprache zeigt sich als Minienfeld, aber auch als Möglichkeit, Argumente, Kritik und logische Schlussfolgerungen auszutauschen
- immer wieder zeigen beide ein stilles Verständnis füreinander, durchaus auch im gegenseitigen Anzweifeln von Grundüberzeugungen und in langen Blicken mit einer dezenten erotischen Qualität
- Schotti (gespielt von Bjarne Mädel) zeigt, wie man sich allein durch Worte in die Bredouille bringen kann, wie man Pausen gekonnt einsetzt und auch seine Körpersprache
- der Humor ist extrem trocken, zum Teil zynisch, aber immer geistreich
- die Mitleidsfähigkeit und das Verständnis der Sachtypen kommt deutlich zum Ausdruck
- die Themen Lüge und Wahrheit haben einen hohen Stellenwert
- beide sind/werden Opfer ihrer Mitmenschen, trösten sich aber gegenseitig
Es lohnt sich durchaus, diesen Film zwei mal anzuschauen, da sich viele kleine Details erst beim zweiten Mal erschließen (zumindest mir). Beispiele ohne Spoiler: ein lustiger Aufkleber auf der Werkzeugkiste, die Verwendung eines Kühlpads, das Reinigen einer Glasscheibe nach Verschmutzung und die Schlussszene, als er den Tatort bzw. das Haus wieder zu verlassen versucht :)
Viel Freude und einen Zuwachs an naturellkundlicher Beobachtungsfähigkeit damit wünscht
Werner Winkler
P.S. Da es ab morgen ja erlaubt ist, Marihuana zu rauchen (wozu ich ausdrücklich nicht rate!) und dass sich seit 2013, als der Film gedreht wurde, viel in Sachen vegane Ernährung (wozu ich ausdrücklich ermutigen möchte) getan hat, zeigt dieser Film einige Zukunfts-Vorhersagequalitäten ...
Bild: Screenshot Tatortreiniger, Folge Fleischfresser
- positiv-angenehme (z. B. helle Freude, Begeisterung, Zufriedenheit)
- neutral-ausgewogene (z. B. stille Freude, ruhig-genießendes Gefühl)
- negativ-unangenehm (z. B. Scham, Fremdscham, Ärger, Zorn, Wut)
Mir ist immer wieder aufgefallen, dass hier jeder Naturelltyp (wie zu erwarten) eine bevorzugte und eine vermiedene Kategorie zeigt.
Beispiel: Wenn ich als Beziehungstyp Schach spiele, fällt es mir sehr schwer, gelassen-ruhig-sachlich zu bleiben. Meine Emotionen pendeln eher zwischen Freude und Ärger. Oder wenn ich mir ein Fußball- oder Handball-Spiel anschaue und ich mich mit einer der Mannschaften emotional verbunden fühle - dann bereitet mir das keine Freude; der emotionale Stress ist einfach zu hoch. Ich schaue mir deshalb lieber Spiele an, bei denen ich neutral bleiben kann, weil ich keine Präferenz habe :)
Erlebe ich Handlungstypen beim Spiel, freuen diese sich nur selten (bei Erfolg); das Spielen an sich bereitet ihnen eher keine Freude - außer, es ist noch zusätzlich ein fröhlicher sozialer Kontakt geboten bzw. Alkohol im Spiel.
Sachtypen scheinen (wie schon Dietmar Friedmann beschrieben hat) dazu zu neigen, ihre negativen Emotionen herunterzuschlucken, zu verdrängen, zu verleugnen etc. – mit entsprechenden körperlichen Beschwerden (z. B. hindert sie der Ärger nachts am Schlafen).
Zusammengefasst:
Beziehungstypen neigen zu positiven Emotionen, spüren auch ihre negativen deutlich, tun sich jedoch schwer mit den neutral-sachlichen (z. B. sachliche Gelassenheit beim Spiel, klar-neutraler Blick auf die eigenen Finanzen oder wissenschaftliche Analyse eines Phänomens).
Sachtypen pendeln eher zwischen neutral-sachlichen und positiven Emotionen, umgehen jedoch nach Möglichkeit die negativen (z. B. Nicht-Wahrhabenwollen einer unguten Situation, einer unaufgeräumten Wohnung, einer körperlichen Krankheit).
Handlungstypen spüren negative Emotionen deutlich und wie von selbst, kennen auch in guten Momenten die ruhigen-gelassenen-sachlichen (z. B. stille Freude beim Anblick eines überraschend positiven Kontoauszuges oder eines ertragreichen Auftrages) - sie erleben jedoch nur selten durchweg positive Emotionen wie helle Freude oder Faszination (z. B. Verliebtheit, Beeindrucktsein von Kunst, Mitgerissenwerden von Musik, Berührtsein vom Glück anderer). Oft sind sie auch von ihren Emotionen abgeschnitten und spüren einfach nichts.
Aber auch hier scheint es möglich, die naturellbedingt schwächer ausgeprägten Aspekte zu üben und dadurch zu stärken.
Beziehungstypen können etwa üben, die neutral-sachlichen Aspekte einer Situation wahrzunehmen. Sachtypen können bewusst das Negative in ihrem Leben wahrnehmen (und an einer Verbesserung arbeiten). Und Handlungstypen können sich selbst zum Schönen und Fröhlichen zwingen oder mitreißen lassen.
Wie immer lese ich gerne Rückmeldungen jeder Art - auch ganz neutral-sachliche :)
Text: Werner Winkler
Die Webseite der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft ist ebenso alt wie der Verein selbst: 25 Jahre! Vor allem unser langjähriges Mitglied Holger Hägele und sein Team begleiten, pflegen und optimieren im Hintergrund und tragen dazu bei, dass wir monatlich viele Tausend Besucherinnen und Besucher auf der Seite haben. Herzlichen Dank an dieser Stelle!
Eine der viel besuchten Unterseiten ist unsere Download-Seite, auf die ich heute besonders hinweisen möchte, da manche gar nicht wissen, dass es sie gibt: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html
Hier gibt es z. B. die aktuellen Naturell-Bücher Band 1-3 als Leseprobe, außerdem die beliebte DIN A5-Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" oder der Artikel von Günter Hiller über Leben und Werk von Dietmar Friedmann. Alles natürlich kostenlos und durch die freundlichen Zuwendungen unserer Mitglieder bzw. Förderer ermöglicht.
Text: Werner Winkler
Von Erich Kästner kennen viele nur seine Kinder- bzw. Jugendbücher wie Das doppelte Lottchen oder Das fliegende Klassenzimmer. Er hat aber weit mehr geschrieben, unter anderem einen kleinen Band mit biografischen Erinnerungen aus seiner Kindheit.
Darin gibt es, wie zu vermuten, viele Hinweise auf seinen Naturelltyp (und den seiner Mutter und anderer Verwandten) zu finden. Einen kleinen Beispieltext möchte ich hier zitieren. Er erzählt davon, dass die Eltern immer wieder Lehrer und Lehrerinnen zur Untermiete hatten und dass dies den kleinen Erich in seinem Berufswunsch stark beeinflusste.
Er schreibt:
Ich konnte noch nicht lesen und schreiben, und schon wollte ich Lehrer werden. Nichts anderes. Und trotzdem war es ein Missverständnis. Ja, es war der größte Irrtum meines Lebens. Und er klärte sich erst auf, als es fast zu spät war. (…) Ich war kein Lehrer, sondern ein Lerner. Ich wollte nicht lehren, sondern lernen. Ich hatte Lehrer werden wollen, um möglichst lange ein Schüler bleiben zu können. Ich wollte Neues, immer wieder Neues aufnehmen und um keinen Preis Altes, immer wieder Altes weitergeben. Ich war hungrig, ich war kein Bäcker. Ich war wissensdurstig, ich war kein Schankwirt. Ich war ungeduldig und unruhig, ich war kein künftiger Erzieher. Denn Lehrer und Erzieher müssen ruhig und geduldig sein. Sie dürfen nicht an sich denken, sondern an die Kinder. Und sie dürfen Geduld nicht mit Bequemlichkeit verwechseln. Lehrer aus Bequemlichkeit gibt es genug. Echte, berufene, geborene Lehrer sind fast so selten wie Helden und Heilige.
Erich Kästner, Als ich ein kleiner Junge war, Atrium-Verlag, erstmals veröffentlicht 1957, hier zitiert aus der 2. Auflage 2017, dort auf S. 67)
Nun könnte jemand, wenn ich behaupte, hier den Beziehungstyp schreiben zu sehen, einwenden: Halt, das lebenslange Lernen ist doch die Spezialität der Sachtypen. Aber der Satz "ich war ungeduldig und unruhig" zeigt, dass die Sachtyp-Vermutung unwahrscheinlich ist. Kästner hat durch die Gesellschaft der Lehrer schon als Vorschulkind erkannt, wie wertvoll das Wissen ist, das diese Berufsgruppe verwaltet. Er entdeckte hier seine Ressource, nicht seine naturellbedingte Neigung.
Ich habe viele Sachtypen getroffen, die sehr gerne gelernt und studiert, aber weniger gerne gelehrt bzw. ihr Wissen weitergegeben haben. Dazu brauchen sie erst eine attraktive Motivation - z. B. die Aussicht auf ein gutes Gehalt, einen Titel oder viel Aufmerksamkeit. Beziehungstypen hingegen geben ihr Wissen (oder Halbwissen) hingegen gerne ungefragt und großzügig weiter ... etwa in Form von Tipps der Woche :)
In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit diesem wunderbaren Buch, nicht nur beim Entdecken der Beziehungstyp-Geschichten. Man kann viele Geschichten darin übrigens auch seinen Kindern, Enkeln usw. vorlesen, um ihnen einen Eindruck von der Zeit Erich Kästners (geb. 1899) zu vermitteln.
Text: Werner Winkler
Liebe Leserinnen und Leser,
heute betrachten wir das Rote Naturell und schauen uns an, wie wir in Alltagssituationen die individuellen Stärken und Schwächen des Handlungstyps mit den Untertypen Denker, Fühler und Macher berücksichtigen können.
Zu den Stärken der Handlungstypen im Untertyp "Denker" zählt das aktive Verarbeiten von großen Informationsmengen und Aussortieren von (für sie) nicht relevanten Informationen. Hieraus resultiert dann auch direkt eine Schwäche, denn sie tun sich schwer damit, positiv-emotional zu kommunizieren, da sie scheinbar unrelevante Aspekte, die für andere jedoch von Bedeutung sind, einfach unter den Tisch fallen lassen.
Prominente Persönlichkeiten dieses Typs (Vermutungen) sind Helmut Schmidt, Loki Schmidt und Karl Lauterbach.
Beispielsweise organisierte Helmut Schmidt während des Hochwassers in Hamburg 1962 die Hilfsdienste und erwarb sich damit seine Reputation als Führungskraft.
Für den Umgang in Diskussionen und Planungen ist es also hilfreich, dem Roten Naturell klare hierarchische Verantwortlichkeits-Strukturen und konkrete Ansagen zu bieten. Gleichzeitig sollte ihnen jedoch genügend Raum für Flexibilität gelassen werden, damit sie die auch spontan auftretenden Impulse angemessen ausleben können. Da Handlungstypen gerne zuerst und rasch "Nein" oder "so nicht" sagen, lohnt es sich, mehrmals nachzuhaken und beispielsweise mit einer Gegenfrage zu kontern: "Wie denn stattdessen?".
Die Stärken der Handlungstypen im Untertyp "Fühler" sind sicherlich ebenso das aktive Aufnehmen von großen Informationsmengen und das Ausblenden von (für sie) nicht relevanten Sinneseindrücken. In diesem Fall tun sie sich jedoch schwer damit, positiv-emotional zu denken.
Prominente Persönlichkeiten (Vermutungen) sind Claudia Roth, Ursula von der Leyen und Konstantin Wecker. Ursula von der Leyen gelingt es bespielsweise immer wieder, auch in großen Runden mit vielen unterschiedlichen Eindrücken aktiv zuzuhören und die wichtigen von den unwichtigen Redebeiträgen zu trennen. Damit ist sie besonders als Moderatorin erfolgreich und weithin anerkannt.
In Diskussionen und Planungen kann es besonders hilfreich sein, den Handlungstyp-Fühlern ausreichend Informationen zu liefern. Dies kann auch in Form von grafischen Darstellungen, Fotos und Filmen geschehen. Dann brauchen sie genügend Zeit, um das Gesehene, Gelesene und Gehörte zu verarbeiten, indem sie eine bzw. einige Nächte darüber schlafen. Sie sollten keinesfalls zu raschen Handlungen, die auf Basis der gerade erst aufgenommenen Informationen beruhen, gezwungen werden.
Das zielgerichtete Kommunizieren zählt ganz klar zu den Stärken der
Handlungstypen vom Untertyp "Macher". Sie teilen gerne mit, was sie denken und planen und eben auch, was sie nicht wollen. Sie tun sich jedoch äußerst schwer damit, die positiven und emotionalen Seiten des Lebens, einer Person oder eines Projekts wahrzunehmen. Sie fokussieren sich oft zu sehr auf das, was nicht gut ist, schiefgehen oder Schaden anrichten könnte und übersehen so die wertvollen und wichtige andere Aspekte.
Prominente Beispiele (Vermutungen) sind Gerhard Schröder, Oliver Kahn und Renate Künast. Dem Torhüter Oliver Kahn gelang es z. B. in seiner Zeit als Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft immer wieder, seine Mitspieler auf Erfolg und Sieg einzuschwören – und sie auch während des Spiels durch gestenreiche und gut hörbare Anweisungen auf seine Linie zu bringen. Wurde er jedoch auch emotional gefordert, z. B. zu Beginn eines Spiels, wenn er noch fremden Menschen oder Kindern die Hand schütteln sollte, kam er leicht aus dem Konzept und verlor seinen Fokus.
Der Tipp im Umgang mit diesen Menschen könnte sein, in Diskussionen und Planungen den Handlungstyp-Machern auch einmal Paroli zu bieten, sie im Redefluss zu unterbrechen oder ihnen wichtige Informationen sehr deutlich und wiederholt vor Augen zu halten. Sie lassen sich nämlich ansonsten von ihrem eigenen Machen mitreißen und merken zu spät, dass sie in eine nicht optimale Richtung laufen. Sie lassen sich zudem auch zu sehr von Zielen leiten und nehmen zu wenig wahr, was zwischenzeitlich Neues passiert und berücksichtigen es deshalb oftmals nicht ausreichend.
Bei der Zusammenarbeit mit den Handlungstyp-Machern als Mitarbeitende ist es ratsam, klare Prioritäten zu setzen, die Aufgaben zu begrenzen und Pausen für Regeneration einzuplanen. Die Kunst liegt darin, einen ausgewogenen Rhythmus zwischen dem Handeln und der Erholung zu finden, denn sonst neigt dieser Untertyp zum Ausbrennen durch den Verlust von positiven sozialen Kontakten und Lebensfreude.
Fazit:
Durch ein tieferes Verständnis der Stärken und Schwächen des Roten Naturells in Kombination seiner Untertypen können Beziehungen und Freundschaften gezielter unterstützt werden. Denken wir immer daran, dass jede Persönlichkeit und jedes Naturell einen einzigartigen Beitrag zu unserer gemeinsamen Reise leistet.
Text: Sophia Martina Müller und Werner Winkler
Schon sehr früh nach Entdeckung bzw. Beschreibung der drei Grundtypen fiel (z. B. Dr. Klaus Fritz oder Dijana Gerber) auf, dass Menschen im Alter häufig wieder sehr deutlich ihren ursprünglichen Naturelltyp zeigen. Und zwar auch in ihrem täglichen Verhalten, also auch dort, wo die zwischenzeitlich erlernten, gesellschaftlich gewünschten Verhaltensweisen nicht dem eigenen Naturell entsprechen.
Wir scheinen gewissermaßen zu unserer Persönlichkeits-Natur zurückzukehren und viel von unserer angelernten (oder aufgesetzten) Kultur wieder aufzugeben bzw. zu verlieren.
Beispiele:
Ein fast 90-jähriger Beziehungstyp, ein ehemaliger Bankberater und berufsbedingt sehr gut in Gelddingen, fängt in letzter Zeit zum Leidwesen seiner Kinder an, sein mühsam erspartes Vermögen scheinbar willkürlich zu verschenken. Ebenso diverse Wertsachen aus seinem Besitz und einen Großteil seiner Zeit. Die Beschenkten sind häufig Kinder in der Nachbarschaft, aber auch Menschen, die in seinen Augen Unterstützung brauchen. Er begründet das so: Warum soll ich das alles meinen Kindern vererben? Die haben doch schon mehr als genug und wenn ich Nachbarn sehe, denen etwas von meinem Geld oder Vermögen Freude bereitet und hilft, dann freue ich mich auch. Wenn ich gestorben bin, freue ich mich nicht mehr mit den Erben, also verschenke ich lieber großzügig.
Eine ältere Sachtyp-Politikerin zieht sich nach Ende ihrer Amtszeit weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sie lehnt alle Angebote für neue Posten und Ämter ab, genießt die freie Zeit, schreibt an ihren Memoiren und holt das nach, was ihr in den vielen Jahren der permanenten Beanspruchung gefehlt hat. Auch körperlich erholt sie sich wieder.
Hingegen der alternde Handlungstyp-Präsident: Er hält an seinem Posten mit aller Gewalt fest. Sogar die Verfassung wurde ihm zuliebe geändert, damit er bis zu seinem Tod weiterarbeiten kann. Je älter er wird, umso deutlicher tritt seine boshafte, gewalttätige Seite zu Tage, die er sich als Kind auf der Straße zugelegt hatte. Er überfällt einen Nachbarn nach dem anderen, mischt sich überall auf der Welt in kriegerische Auseinandersetzungen ein, baut sich persönlich große Anwesen, die er mit allem Luxus ausstattet, um damit vor seinen weniger werdenden Freunden zu prahlen. Seine Frau hat ihn längst verlassen. Abtrünnige Mitstreiter und unliebsame Konkurrenten lässt er von seinem Geheimdienst ermorden. Nur ein schon lange schwelendes körperliches Leiden werde ihn stoppen, sagen seine Ärzte, weshalb er wie besessen auf seine Fitness und bestmögliche Ernährung achtet.
Hier eine kleine Liste prominenter älterer Menschen, die es sich aus meiner Sicht zu beobachten lohnt - also wenn man etwas über die Eigenarten unserer Naturelltypen lernen möchte:
Beziehungstypen: Joe Biden, Jane Goodall, Papst Franziskus, Donald Trump, Uschi Glas, Tom Hanks, Otto Waalkes, Gregor Gysi, Rod Stewart, Bill Murray
Sachtypen: King Charles, Queen Camilla, Friedrich Merz, Meryl Streep, Oskar Lafontaine, Bill Gates, Günther Jauch, Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier
Handlungstypen: Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan, Hillary Clinton, Kevin Costner, Gérard Depardieu, Ursula von der Leyen, Claudia Roth, Renate Künast
Gut zu beobachten sind auch Menschen im eigenen Umfeld, die man schon länger kennt und bei denen man Veränderungen direkt wahrnehmen kann. Und falls man selbst schon dabei ist, langsam zu den "Alten" zu zählen, taugt natürlich auch die eigene Person für solche Beobachtungen ;)
Text: Werner Winkler (mit besten Grüßen an den geschätzten Kollegen B., der mich zu diesem Tipp der Woche inspiriert hat)
P.S. Heute um 16 Uhr findet unsere Veranstaltung über Zoom statt. Thema: Nachfragen zum 25-jährigen Vereinsjubiläum. Die Einwahldaten finden sich hier: https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/termine.html
Wenn es darum geht, den Naturelltyp eines Menschen nur aus dem äußeren Eindruck zu erahnen (also ohne ein fachliches Analysegespräch), ist es hilfreich, sich weniger an einzelnen Merkmalen zu orientieren, sondern mehr am Gesamtbild.
Und um sich eine nützliche Sammlung von prägnanten Gesamtbildern zu erarbeiten, braucht es auch prägnante Gestalten. Eine solche ist für mich der Musiker Roy Orbison ("Pretty Woman", "Only the lonely"). Bei ihm springt selbst dem noch wenig Naturellkundigen schon nach kurzer Beobachtung sein Sachtyp-Naturell unausweichlich ins Auge.
Aktuell und noch bis März gibt es auf ARTE eine sehr gelungende Dokumentation über ihn:
https://www.arte.tv/de/videos/107166-000-A/von-pretty-woman-zu-only-the-lonely/
Darin kommt er selbst zu Wort, aber auch seine Frau und viele langjährige Begleiter werden interviewt; so entsteht ein recht gutes Gesamtbild seiner Persönlichkeit und zahlreiche Hinweise auf sein "Blaues Naturell" tauchen auf.
So etwa seine minimale, aber ausdrucksstarke Mimik, sein sparsamer Gebrauch der Stimme, das Geheimnisvolle, das seine Erscheinung umgab, sein Umgang mit dem Leid, das er erlebte. Aber wie gesagt: weniger die einzelnen typischen Merkmale weisen bei ihm auf das Sachtyp-Naturell hin, sondern vor allem das Gesamtbild seiner Persönlichkeit.
Viel Freude beim Schauen und vor allem Hören (für mich sind seine Lieder, die er mit den "Traveling Wilburys" aufgenommen hat, mit die schönsten aus dieser Rubrik Musik)!
Werner Winkler
Günter Hiller und Holger Hägele haben zusammen 20 Fragen an Werner Winkler formuliert, um die Geschichte des Vereins bis heute hier und da etwas aufzuhellen.
Wen die Antworten interessieren, findet sie als PDF-Download im Downloadbereich der Vereins-Webseite:
https://www.naturellwissenschaft.org/files/inhalte/naturellwissenschaft/download/Fragen-Antworten-2024.pdf
Zudem gibt es am Sonntag 25.2.2024, 16.00 Uhr online die Möglichkeit zu Nach-Fragen bzw. zum Austausch über die Antworten selbst.
Der Zugangslink für alle Online-Veranstaltungen ist
https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09
Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.
Neulich bekam ich ein DIN A4-Blatt in die Hände, auf dem beidseitig in kleiner Schrift in einer langen Liste (1) 34 menschlichen Stärken/Typen beschrieben waren. Sie wurde wohl in einem Großunternehmen für die Beurteilung von Mitarbeiter:innen verwendet.
Erstaunlich fand ich, wie einfach die Texte gehalten sind – ein Beispiel: "Ideensammler. Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent zum Ideensammler möchten stets Neues lernen."
Heute deshalb ein augenzwinkernder :) Versuch, in diesem Duktus unsere 12 Gruppen von Naturelltypen (3 Grundtypen, 9 Untertypen) in ebenso einfache Sätze zu fassen. Vielleicht ist das einmal nützlich, wenn man jemand in einem einzigen Satz etwas zu (s)einem Naturell sagen möchte?
Beziehungstypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, emotionale Verbundenheit zu zeigen und sich gleichzeitig wenig um Zeit und Geld zu sorgen.
Sachtypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, gut mit ihren Zeit- und Geldressourcen umzugehen und gleichzeitig die für ihren Erfolg notwendige körperliche Aktivität auf ein Minimum zu begrenzen.
Handlungstypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent zu körperlicher Aktivität bei gleichzeitigem Ausblenden emotionaler Aspekte des Lebens.
Du-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf ein Gegenüber zu beziehen und dabei den Bezug zu sich selbst zurückzunehmen.
Ich-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf sich selbst zu beziehen und dabei den Bezug zu dem sie umgebenden "Wir" auszublenden.
Wir-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf den sie umgebenden Wir-Bezug zu beziehen und dabei ihr konkretes Gegenüber nicht besonders zu beachten.
Gegenwartsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Gegenwart wichtig zu nehmen und dabei die Vergangenheit auszublenden.
Vergangenheitsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Vergangenheit als wichtig zu erachten und dafür die Zukunft zu ignorieren.
Zukunftsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Zukunft als bedeutend und die Gegenwart als vernachlässigbar zu erachten.
Fühler: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, reichlich Eindrücke aufzunehmen, diese jedoch nur schwer zu verarbeiten.
Denker: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, Eindrücke und Wahrnehmungen ausführlich zu verarbeiten, das Ergebnis ihrer Verarbeitung aber eher nicht oder nur mit Mühe nach außen abzugeben.
Macher: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich zu äußern und gleichzeitig die Aufnahme von Eindrücken einzuschränken.
Texte: Werner Winkler
(1) Das Modell heißt "Clifton Strengths Finder®", falls das jemand interessiert.
Noch bis Ende April ist in der ZDF-Mediathek ein sehr beeindruckender Film kostenlos verfügbar: Die Kinder von Windermere.
https://www.zdf.de/filme/spielfilm-highlights/die-kinder-von-windermere-114.html
Er erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs nach England kommt. Sie alle haben die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt und dabei bis auf wenige Ausnahmen ihre gesamten Familien verloren.
Eine kleine Gruppe von Betreuern, Therapeut:innen, Sportlehrern und ein Rabbi versuchen das scheinbar Unmögliche - sie wieder für ein normales Leben in Freiheit vorzubereiten. Wie ihnen das gelingt, ist hervorragend beschrieben und auch gespielt.
Und natürlich kommen bei so einem Thema auch die unterschiedlichen Naturelltypen zum Vorschein, aber das sei ausnahmsweise nur am Rande erwähnt. Ich denke, Filme wie dieser sind in Zeiten, in denen wieder Menschen darüber nachdenken, erneut ganze Gruppen "Nicht-Deutscher" aus unserem Land zu deportieren, wichtiger denn je.
Wer Kinder hat und ihnen ohne brutale Bilder, aber dennoch eindrücklich einen Zugang zu dieser Lektion unserer Geschichte eröffnen möchte, hat mit diesem Film eine gute Gelegenheit dazu.
Und spätestens am Ende sollten die Taschentücher bereit liegen. Denn dann treten einige derjenigen selbst auf, von denen diese Geschichte handelt. Auch hier gibt es noch einmal Gelegenheit, die unterschiedlichen Naturelle zu erkennen. Aber wie gesagt: Diesmal ausnahmsweise nur am Rande erwähnt.
Text: Werner Winkler
(von Sophia Martina Müller mit redaktioneller Unterstützung von Werner Winkler)
Hallo liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zum "Tipp der Woche", der sich dieses Mal den Beziehungstypen in ihren Nuancen widmet – und zwar im täglichen Miteinander in Beziehungen und Freundschaften. Wir rücken dabei ins Licht: Beziehungstyp-Fühler, Beziehungstyp-Denker und Beziehungstyp-Macher.
Beziehungstyp-Fühler: Herzliche Verbindungskünstler
Beziehungstyp-Fühler setzen auf tiefgreifende Verbindungen und emotionale Intelligenz. In Freundschaften agieren sie als emotionale Unterstützung, indem sie Einfühlungsvermögen und Herzlichkeit einbringen.
Positive Aspekte:
- emotionale Intelligenz und Herzlichkeit
- authentische Ausdrucksweise
- Schaffung von vertrauensvollen Bindungen
Negative Aspekte:
- Neigung, die eigenen existenziell-sachlichen Bedürfnisse (Zeit, Geld) hintenanzustellen
- gelegentliches Überwältigtsein von intensiven Emotionen, die durch starken Input ausgelöst werden
Beispiel: Hans (BT+Fühler) hat, nachdem er gekündigt wurde, bei einem früheren Lieferanten eine Praktikumsstelle angeboten bekommen, die evtl. zu einer festen Stelle werden soll. Obwohl er fast kein Geld bekommt, investiert er viel Herzblut und Zeit, was ihn bald an seine Grenzen bringt. Die Menge der neuen Informationen und die vielen neuen Kolleginnen und Kollegen fordern ihm mehr ab, als er vorhergesehen hatte. Zudem bekommt er zu wenig Schlaf, was für ihn als Fühler mehr als eine kleine Katastrophe ist. Als er zufällig eine frühere Kollegin trifft, sagt die ihm rundheraus, dass er in wenigen Monaten um Jahre gealtert erscheint. Aber sein Einsatz lohnt sich und der neue Chef ist begeistert, so einen einsatzfreudigen, kreativen und auch freundlichen Mitarbeiter gewonnen zu haben.
Beziehungstyp-Denker: Reflektierte Wegbegleiter
Beziehungstyp-Denker bringen eine tiefe Reflexion in ihre Beziehungen ein. Mit ihrem analytischen Denkstil sind sie gute Gesprächspartner und schätzen tiefgehende Verständigung.
Positive Aspekte:
- analytischer Denkstil und Reflexion
- tiefe Kommunikation und Ratgebung
- Betrachtung von Beziehungsfragen aus verschiedenen Perspektiven.
Negative Aspekte:
- gelegentliche Schwierigkeiten, komplexe Gedanken leicht zu vermitteln
- Tendenz zum Über-Überdenken in manchen Situationen
Beispiel: Sandra (BT+Denker) lernte auf einer eher langweiligen Fortbildung Julia (BT+Macher) kennen, weil sie sich in der Kaffeepause gleichzeitig über die verschenkte Zeit beklagten. Doch sie verbrachten mehr und mehr Zeit miteinander, erst am Telefon, dann auch bei gemeinsamen Unternehmungen. Sandra mag an Julia, dass sie bei ihr ihre Gedanken ungestört und ausführlich formulieren kann. Da beide aus dem gleichen Fachbereich kommen, verstehen sie sich auch dahingehend sehr gut. Im Gespräch mit Julia gelingt es Sandra immer öfter, ihre Gedanken zu einem Thema fast druckreif auszusprechen oder auch per Mail aufzuschreiben. Bisher hatte sie keine Kollegin, bei der ihr das so gut möglich war.
Beziehungstyp-Macher: Lebendige Beziehungsenthusiasten
Beziehungstyp-Macher zeichnen sich durch ihre lebhafte Kommunikation und Lebensfreude aus. In Freundschaften bringen sie mit ihrem expressiven Stil Schwung und Spontaneität.
Positive Aspekte:
- lebhafte und expressive Kommunikation
- spontanes Handeln und positive Ausstrahlung
- Vertrauen in das eigene Gefühl
Negative Aspekte:
- gelegentliche Unachtsamkeit beim Zuhören oder Lesen
- Tendenz, in der Fülle von Details das Wesentliche zu übersehen
Beispiel: Aus Julias (BT+Macher) Sicht ist die Freundschaft zu Sandra ebenfalls eine Win-Win-Beziehung. Neben der fachlichen Bereicherung (Sandra ist um einiges älter und länger im Fachbereich tätig) weiß sie Sandras Fähigkeit zu schätzen, wichtige Themen länger und auch rascher zu durchdenken, als sie selbst das gewöhnlich tut. Zudem verarbeitet Sandra eine enorme Menge an Informationen und liest mit einer Geschwindigkeit und Freude Fachartikel, die Julia fremd ist. Meist ist sie zu müde, sich auf längere Texte zu konzentrieren. Von Sandra bekommt sie dann eine knappe Zusammenfassung inklusive einer kritischen Einschätzung.
In einer der kommenden Ausgaben der "Tipps der Woche" werden wir noch den letzten fehlenden Grundtypen, nämlich den Handlungstyp und seine drei Untertypen im Aktivitätsbereich (Fühler/Denker/Macher genauer unter die Lupe nehmen.
So entsteht ein umfassenderes Bild der Naturellvielfalt und ihrer Einflüsse auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und die sich ergebenden Vor- und Nachteile in alltäglichen Situationen.
Wir wünschen Ihnen viele inspirierende Momente, neue Erkenntnisse und tiefe Verbindungen in Freundschaften und Beziehungen.
Herzliche Grüße
Sophia Martina Müller
(von Werner Winkler)
Franz Beckenbauer hat viele von uns ein Leben lang medial begleitet – erst als Fußballspieler, dann als Teamchef der Männer-Fußball-Nationalmannschaft und schließlich als oft umstrittener Funktionär.
Grund genug, ihn anlässlich seines Todes und einer zufällig gerade fertiggestellten Dokumentation (hier kostenlos anzuschauen: https://www.ardmediathek.de/video/beckenbauer/beckenbauer-legende-des-deutschen-fussballs/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzg4NGI1NjhhLThlOTItNDJlNC1hNGZkLWE3Yzg1ODYyYzNjOQ) naturellwissenschaftlich unter die Lupe zu nehmen.
Wer noch nicht ahnte, dass Beckenbauer wohl ein Beziehungstyp-Naturell mitbekommen hatte, bekommt schon in den ersten Szenen des Films ausreichend Argumente geliefert. Meistens freundlich (oder dramatisch aufgeregt, wenn die Mannschaft nicht das tat, was er wollte), offen und den Menschen um ihn zugewandt, so die Beschreibung derer, die ihn gut kannten. Eine seiner Partnerinnen meinte sogar, er wäre wie ein kleines Kind, das die Welt entdecken wolle.
Spannend sind neben den Statements seiner Ex-Frauen auch die ausführlichen Erzählungen seiner Weggefährten. So kommen Sepp Maier, Lothar Matthäus, der frühere Innenminister Otto Schily, der frühere Außenminister Joschka Fischer, Paul Breitner und Günther Netzer ausführlich zu Wort, ebenso der kürzlich verstorbene Wolfgang Schäuble. Rührend auch die Interview-Szenen mit seinem älteren Bruder Walter. Überall lässt sich schon bei oberflächlichem Hinhören etwas vom Beziehungstyp heraushören.
Deutlich etwa der Retter-Impuls, der immer wieder angeregt wurde und gegen den er sich nicht wehren konnte ("Er konnte dazu nicht Nein sagen, wenn er um Hilfe gebeten wurde"). Und leider auch das war beziehungstypisch an ihm: dass er nicht mit seinen Finanzen umgehen konnte und sie an einen Manager delegierte, der ihn wohl nicht optimal managte. Ebenso seine Naivität, wenn es um gesellschaftspolitische Themen oder die Menschenrechte ("Ich habe keine Sklaven gesehen in Katar") ging.
Trotz dieser Schattenseiten bleiben wohl seine grandiosen fußballerischen Fähigkeiten und sein Charisma in Erinnerung. Im Film bekommt er vor allem von den Handlungstypen (Schily, Netzer und Fischer) hierfür gute Noten.
Wer sich auch von den Untertypen her für Beckenbauers Naturell interessiert, findet in der Doku zahlreiche Hinweise auf seine Ich-Verbundenheit und seine Bevorzugung des Denkens (unvergessen etwa, wie er nachdenklich, ganz bei sich, nach gewonnener Weltmeisterschaft über den Rasen schritt, anstatt mit den anderen zu feiern oder seine Frau zu begrüßen, die im Stadion war).
Also eine zeit- und fußballgeschichtlich plus naturellwissenschaftlich sehenswerte Dokumentation, bei der ich mich gefragt habe, was Beckenbauer selbst wohl darüber dachte, als er sie kurz vor seinem Tod (vermutlich) noch gesehen hat?
(von Sophia Martina Müller mit redaktioneller Unterstützung von Werner Winkler)
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zum ersten "Tipp der Woche" im neuen Jahr, in dem wir diesmal zunächst den Sachtyp genauer unter die Lupe nehmen. Und zwar auf dessen unterschiedlichen Ausprägungen innerhalb der trisde der Triade der drei Untertypen, nämlich Sachtyp-Fühler, Sachtyp-Denker und Sachtyp-Macher.
Sachtyp-Fühler sind feinsinnige Beobachter
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Sachtyp-Fühler zeichnen sich durch eine besonders genaue Wahrnehmung ihrer Umgebung aus. Sie lesen gerne, hören viel Musik und sind empfänglich für die Feinheiten des Lebens. In Beziehungen fallen sie durch ihre - im Vergleich zu anderen - verstärkte Wahrnehmung und Reizaufnahme auf, doch genau dies kann auch zur Herausforderung für sie werden. In Beziehungen kann selbst der Partner ein Auslöser für die Reizüberflutung sein.
Positive Aspekte:
- genießen Sinnesreize intensiv (auch Speisen, Musik, ...),
- können genau hinhören, zuhören, ein Essen abschmecken, ein Instrument stimmen, u.v.m.
- bleiben eher sachlich-neutral und gelassen, auch bei intensiven Sinneseindrücken
Negative Aspekte:
- Gefahr des schnellen Machens (Reden, Schreiben... ); sie überspringen oft das Denken
- leiden unter der Verarbeitung zu vieler Reize und fühlen sich dann von ihnen erschlagen
- brauchen unbedingt ausreichend Schlaf, um sich zu regenerieren.
Sachtyp-Fühler vernachlässigen häufig die Verarbeitung von Informationen. Sie "sammeln" zu viele Informationen und fühlen sich dann "voll", "überladen" und "überreizt". Auch bei der Nahrungsaufnahme übertreiben sie es gerne und haben deshalb viel häufiger als Sachtyp-Denker oder Sachtyp-Macher Verdauungsprobleme. Besonders dann, wenn sie sich auf "bequeme Kalorien" begrenzen, was bei Sachtypen häufig zu beobachten ist (Wurst, Käse, Milch, Eier). Offenbar möchten sie ihrer Verdauung die Arbeit ersparen. Hier kann die Partnerin oder der Partner durchaus positiv Einfluss nehmen, um den Speiseplan zu ändern und für eine reizärmere Umgebung sorgen. Das ist vor allem für Kinder und gestresste Partner(innen) sehr wichtig.
Sachtyp-Denker sind tiefgründige Analysierer
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Sachtyp-Denker sind intensive Verarbeiter von Reizen. Sie haben häufig Schwierigkeiten, ihre Gedanken in Worte zu fassen, neigen aber dazu, tiefgründige Analysen durchzuführen. In Beziehungen können sie durch ihre tiefen Gedanken und ihre ruhige Art sehr beeindruckend wirken.
Positive Aspekte:
- intensive Verarbeitung von Informationen
- gründliche Reflexion über Themen
- häufig intensive Träume
Negative Aspekte:
- Schwierigkeiten, Gedanken in Worte zu fassen
- Tendenz zu Gedankenschleifen
Was in bestimmten Bereichen ein Segen ist, kann in anderen zu Problemen führen. Sachtyp-Denker übertreiben es nämlich desöfteren mit der Informationsverarbeitung, ihre Gedanken führen sozusagen ein stilles Eigenleben, von dem wenig nach außen dringt. Hier macht es einen bedeutenden Unterschied, ob der Sachtyp-Denker die Gelegenheit findet, seine Gedanken aktiv und selbst gesteuert auszudrücken. Zum Beispiel fand der berühmte Psychotherapeut Steve de Shazer, der höchstwahrscheinlich ein Sachtyp-Denker war, seine bahnbrechenden Entdeckungen anfangs "kaum der Rede wert". Erst als seine Handlungstyp-Frau Insoo Kim Berg ihn bedrängte, wenigstens einen kleinen Artikel für eine Fachzeitschrift zu schreiben und dieser dann hohe Wellen schlug, wurde ihm klar, dass er etwas ganz Besonderes entdeckt hatte. Anschließend hat er die nächsten Jahre damit verbracht, bahnbrechende Bücher zu schreiben und weltweit Vorträge und Seminare zu halten.
Sachtyp-Macher sind expressive Handlungsprofis
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Sachtyp-Macher reden gerne und viel, auch während ihrer Arbeit (und auch mit sich selbst) und drücken automatisch aus, was sie bewegt. Sie können ihrem Gefühl trauen und gehen oft "plötzlich, ganz dringenden" Bedürfnissen nach. In Beziehungen zeigen sie sich expressiv, so, dass es ihre Mitmenschen manchmal erschrecken kann und übersehen dabei jedoch auch leicht Gefahren oder Unannehmlichkeiten, in die sie mit ihrem Verhalten hineingeraten.
Positive Aspekte:
- expressive Kommunikation,
- unkompliziertes Handeln und
- Vertrauen in das eigene (Bauch-)Gefühl.
Negative Aspekte:
- Tendenz, sich selbst beim Reden nicht zuzuhören
- Gefahren und wichtige Details werden leicht übersehen
Sachtyp-Macher neigen in der Informationsverarbeitung zu passiver und zu grober Informationsaufnahme, da Passivität zu den Schwächen der Sachtypen und die eher grobe Reizaufnahme zu den Machern gehört. Sie überhören oder überlesen des öfteren (unbeabsichtigt!) wichtige Informationen, schauen nicht aktiv und gezielt hin, sondern lassen sich "berieseln". Hier hilft es den zwischenmenschlichen Beziehungen bewusster und aktiver Reize aufzunehmen. Etwa indem gezielt und mehrfach etwas wiederholt, d.h. gelesen oder ausgesprochen wird, vor allem Dinge, die von großer Bedeutung sind.
In den kommenden Ausgaben der "Tipps der Woche" werden wir auch die anderen beiden Grundtypen – Beziehungstyp und Handlungstyp – und ihre Untertypen auf der Aktivitätsebene genauer beleuchten. So entsteht ein umfassendes Bild der Naturellvielfalt und wie sie unsere zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflusst.
Wir wünschen euch und Ihnen interessante Impulse und ein schönes 2024.
Sophia Martina Müller und Werner Winkler
Heute ein Tipp bzw. drei Tipps für diejenigen, die Jahresrückblick halten wollen.
Entsprechend dem eigenen Naturelltyp neigen
- Beziehungstypen dazu, das Schöne, Besondere, Dramatische aufzulisten
- Sachtypen bleiben eher beim Neutralen, Beständigen, bei Gründen für Dankbarkeit oder bei ihren Ängsten und
- Handlungstypen erinnern besonders das Negative (Krankheiten, Todesfälle etc.)
Aus der naturellwissenschaftlichen Theorie abgeleitet kann also der Tipp lauten, dass
- Beziehungstypen zum Beispiel darüber reflektieren und Dankbarkeit entwickeln dafür, was in diesem Jahr gleichbleibend, beständig und eher neutral war; und dabei vielleicht doch ihren Ängsten rational, ohne Drama, ins Gesicht zu schauen und mögliche Konsequenzen zu bedenken
- Sachtypen sich aktiv dem stellen, was nicht gut war und ist; aber nicht klagend-selbstkritisch, sondern praktisch-konstruktiv, also auf tatsächliche Veränderung zielend
- Handlungstypen sich auf das Schöne, Gute, Gelingende des Jahres besinnen, auf alles, was ihnen Freude, Glück und positive Emotionen beschert hat; daraus können sie dann für das neue Jahr Pläne schmieden, um "mehr vom Guten" zu generieren.
Einen typgerecht-guten Jahreswechsel, verbunden mit einen herzlichen Dank an alle, die sich 2023 mit Rückmeldungen, Fragen oder Beiträgen am Tipp der Woche beteiligt haben!
Werner Winkler
Ein naturelltyp-gerechtes Geschenk ist so gesehen eines, das für einen bestimmten Naturelltyp einen Unterschied ausmacht.
Das kann für einen Beziehungstyp z. B. ein Buch sein, das ihm neue Erkenntnisse schenkt (das muss kein neues Buch sein!).
Oder für einen Sachtyp eine gemeinsame Unternehmung, die ihn körperlich in Bewegung bringt.
Oder für einen Handlungstyp ein (Telefon-)Gespräch, in dem er Zuneigung und Verbundenheit verspürt.
Schon eine simple Frage wie: "Kann ich heute etwas für dich tun?" oder "Womit könnte ich dir eine Freude machen?" kann einen Unterschied bewirken. Ein einfaches Dankeschön ebenso. Oder schlicht das Dasein für einen anderen.
In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachtstage und fröhliches Beschenken und Beschenktwerden!
Werner Winkler
Kurz vor Weihnachten haben vermutlich die meisten Leser:innen wenig freie Zeit. Daher ist der heute Tipp auch ganz prägnant und kurz – für jeden der drei Naturelltypen nur ein Satz:
Tipp für den Beziehungstyp: Trotz Zeit-Stress jeden Tag mindestens eine halbe Stunde "Nichts" tun, z. B. mit geschlossenen Augen auf dem Sofa oder Boden liegen und der Stille lauschen.
Tipp für den Sachtyp: Trotz der vielen Arbeiten, die noch erledigt werden sollten, gut für den eigenen Körper sorgen – z. B. in Ruhe etwas Hochwertiges kochen, es genüsslich essen und danach einen längeren Spaziergang machen.
Tipp für den Handlungstyp: Nicht nur das "Pflichtprogramm" zu Weihnachten abarbeiten, sondern/stattdessen drei Dinge tun, die wirklich Freude machen (einem selbst oder anderen).
Text: Werner Winkler
Durch Zufall wurde ich auf eine kleine biografische Serie über Albert Einstein aufmerksam: Sie ist in der Reihe "Genius" von National Geographic erschienen und z. B. auf Disney+ verfügbar (bei Amazon kosten alle zehn Folgen der Staffel 15-20 Euro, je nach Auflösung).
Hier ein Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=40yqDWiEr_g
Ich habe die Filme mit großem Vergnügen gesehen, auch weil sie das (vermutliche) Sachtyp-Naturell von Albert Einstein sehr treffend darstellen, ebenso das seiner ersten Frau Mileva Maric (vermutlich ebenfalls Sachtyp – und dazu die Beziehungsdynamik zwischen den beiden. Seine zweite Frau Elsa scheint hingegen ein Beziehungstyp gewesen zu sein.
Nebenbei bekommt man noch etwas Nachhilfe in den historischen Umständen zwischen 1900 und 1950, erfährt viel über die Wissenschaft im Deutschland dieser Zeit, den 1. Weltkrieg oder die Kommunistenangst der US-Amerikaner.
Also gut ausgegebenes Geld bzw. sinnvoll verbrachte Zeit. Der ältere Einstein wird übrigens von Geoffrey Rush hervorragend und mit sichtlichem Vergnügen dargestellt, der jüngere ebenso überzeugend und nuanciert von Johnny Flynn.
P.S. Wer genau zuhört, kann gegen Ende des Films Hinweise auf die Wir-Verbundenheit Einsteins entdecken – sowohl im positiven wie im eher negativen Sinn. Und wer Albert Einstein in Farbe sprechen hören und sehen will: hier ist ein kurzes Video mit ihm: https://www.youtube.com/watch?v=sp72iH3g2pc
Text: Werner Winkler
Wie im letzten Tipp der Woche kurz angedeutet, verändert oder erhellt die Einsicht in den eigenen Naturelltyp nicht nur das Selbstbild, sondern auch den Blick auf die nächsten Mitmenschen.
Hier steht die eigene Familie, auch die Herkunfsfamilie, ganz oben auf der Liste derjenigen, von denen man den Naturelltyp kennen sollte. Wer hier mit den eigenen Analysefähigkeiten am Ende ist, kann sich Unterstützung bei einer Naturellanalystikerin oder einem Naturellanalytiker holen, die/der einen neutralen Blick auf die Familienmitglieder werfen und eine Einschätzung abgeben kann. Oft steht man selbst einfach zu nah an den anderen, um das Naturell zu erkennen. Adressen finden sich auf der Vereinsseite: https://www.naturellwissenschaft.org/de/die-initiative/adressen.html
Für mich persönlich war (während des Lesens von "Wer bin ich? Wer bist du?" von Friedmann/Fritz 1996) hier der erste Aha-Moment: Ich erkannte in meinem Vater den Sachtyp, in meiner Mutter den Handlungstyp und in mir selbst den Beziehungstyp. Danach konnte ich auch meine Brüder und andere Verwandten, die mit uns im Haus lebten, zuordnen und so einen ganz neuen Blickwinkel auf meine Kindheit einnehmen. Oder anders gesagt: Der Nebel meines Unverständnisses für viele Situationen lichtete sich nach und nach :)
Text: Werner Winkler
Oft kreuzen nämlich diejenigen, die sich für ihren Naturelltyp interessieren nicht das an, was ihrem angeborenen Naturell entspricht, sondern vielmehr mehr das, was sie gerne wären. Im Vergleich dazu kreuzen etwa langjährige Partner:innen, die Kinder oder Kolleg:innen wesentlich zutreffender an :)
Jedoch erlebe ich immer wieder, dass Informationen über die Naturelltypen, ihre Eigenarten, Erkennungsmerkmale usw., einen weitaus besseren Ansatz bieten, wenn sich jemand selbst analysieren will. So kann etwa die Infoseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/das-naturell.html und auch die dort verlinkte Broschüre zum Erkennen des eigenen Naturelltyps überaus nützlich sein.
Trotzdem ist aber eine professionelle Naturellanalyse, (wie sie z. B. auf www.naturellanalyse.de beschrieben ist), die fachlich beste Methode der Wahl – vor allem dann, wenn sich die zu Analysierenden vorab etwas einlesen und evtl. auch schon selbst einzuschätzen versuchen. Auch deshalb bieten die von der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e. V. Beauftragten schon lange Ausbildungen in Naturellanalyse an: https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/ausbildung.html
Gerade dann, wenn man naturelltyp-gerechte Beratung oder Therapie anbieten möchte, erhöht eine Aus- oder Weiterbildung in Naturellanalyse die Sicherheit bei der Einschätzung der Klient:innen deutlich.
P.S. Drei Beispiele, welche spannenden Erkenntnisse man aus der Naturellanalyse gewinnen kann, anbei :)
Text: Werner Winkler
Dieser Tage sah ich ein spezielles kurzes Video: Der ukrainische Präsident Selenskyj, den man vor allem mit einem der Situation angemessenem ernsten Gesicht kennt, zeigt seine (beziehungstypische) fröhliche Seite: https://www.spiegel.de/panorama/ukraine-wolodymyr-selenskyj-wuenscht-sich-in-interview-planet-der-hunde-a-601ec091-62fd-4c95-aedd-faa4fca9d182
Interessant fand ich hier auch, was ihn zum Lachen bringt :) ... das kann ich als Beziehungstyp sehr gut nachvollziehen.
Text: Werner Winkler
Heute wäre Vicco von Bülow alias Loriot 100 Jahre alt geworden.
In der ARD-Mediathek ist dazu eine sehenswerte Würdigung zu finden:
https://www.ardmediathek.de/video/100-geburtstag-loriot/loriot-100-oder-doku-zum-100-geburtstag/ard/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NDg3MDE
Aus naturellwissenschaftlicher Sicht interessant sind darin nicht nur die Beiträge zu ihm selbst, sondern auch die Kommentare anderer. So urteilte etwa seine langjährige Filmpartnerin Evelyn Hamann über ihn: „pingelig, nein, präzise”.
Auch wer die handlungstypischen parallelen Handbewegungen sehen möchte, kommt auf seine Kosten: zum Beispiel nach min. 30:00, 36:00, 37:00, 42:00, 1:19:00.
Und wer sich mehr in die handlungstypische Weltsicht Loriots vertiefen möchte, kann seinen Film "Ödipussi" anschauen. Darin ist etwa die besonders innige Beziehung der Handlungstypen zu ihrer Mutter thematisiert.
In "Papa ante portas" hingegen geht es um die Frage, was ein Handlungstyp macht, der überraschend in die Rente geschickt wird und sich nun eine neue "Arbeit" suchen muss.
Ein sehenswertes, ausführliches, etwas älteres Interview mit Loriot findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=mbhpcBE4W7k
Zu seiner Motivation als Künstler sagte er einmal: „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“
Oder auch: „Ich will versuchen dazu beizutragen, dass man nicht alles allzu ernst nimmt.” (im Interview mit Heiner Gautschy, 1979)
Und speziell aus Anlass des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht sehenswert scheint mir ein Interview, wie er als 15-jähriger Schüler in Stuttgart diese Ereignisse erlebt hat: https://www.youtube.com/watch?v=9LoMFTp1M1A – hier ist er auch ausnahmsweise einmal überhaupt nicht lustig oder bissig, sondern im wahrsten Sinne "todernst".
Insgesamt also eine beeindruckende Handlungstyp-Persönlichkeit mit einer ungeheuren Kreativität und Schaffenskraft!
Text: Werner Winkler
Nach Sahra Wagenknecht (Sachtyp), Benjamin Netanyahu (Handlungstyp) heute ein prägnantes Beispiel für einen bekannten Beziehungstyp: Robert Habeck.
Seine aktuelle Rede über Antisemitismus, Deutschland und seine Beziehung zu Israel zeigt anschaulich, wie sich sachlich-fachliches Wissen (die Ressource der Beziehungstypen) mit emotionaler Anteilnahme verbindet.
Hier die Originalrede, auch in voller Bildhöhe, auf der die Körpersprache besser zu sehen ist als in manchen anderen veröffentlichten Bildformaten, in denen vor allem das Gesicht zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=MdZvkkpJaVI
Man achte auch auf die Bewegtheit von Habeck, die vielen Adjektive, Bilder und Geschichten, die er zur Verdeutlichung seines Anliegens verwendet. Hätte z. B. ein Sachtyp wie Frank-Walter Steinmeier oder Olaf Scholz diese Rede gehalten, wäre sie sicher lange nicht so positiv und zu Herzen gehend aufgenommen worden.
Hier einige Textabschnitte zur Verdeutlichung, die aus meiner Sicht zeigen, dass er wohl große Teile seiner Rede selbst geschrieben hat:
"... so vielen Menschen, deren Leben von Angst und Leid zerfressen wird. Die öffentliche Debatte ist seit dem Angriff aufgeheizt, mitunter verworren. Ich möchte mit diesem Video einen Beitrag dazu leisten, sie zu entwirren."
"In einem intensiven, in einem schmerzhaften Gespräch erzählten mir die Gemeindevertreterinnen und -vertreter, dass ihre Kinder Angst haben, zur Schule zu gehen, dass sie nicht mehr in Sportvereine gehen, dass sie auf Anraten ihre Eltern die Kette mit dem Davidstern zu Hause lassen."
"Und ein jüdischer Freund berichtete mir von seiner Angst, seiner schieren Verzweiflung, seinem Gefühl von Einsamkeit."
"Die Relativierung des Zweiten Weltkriegs, des Nazi-Regimes als 'Fliegenschiss' ist nicht nur eine Relativierung des Holocaust, sie ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer und Überlebenden."
"Ja, das Leben in Gaza ist Leben in Perspektivlosigkeit und Armut. Ja, die Siedlerbewegung in der Westbank schürt Unfrieden und nimmt Palästinensern Hoffnung und Rechte und zunehmend auch Leben. Und das Leid der Zivilbevölkerung jetzt im Krieg ist eine Tatsache, eine fürchterliche Tatsache. Jedes tote Kind ist eines zu viel."
"Und weil ich kürzlich im Ausland damit konfrontiert wurde, wie der Angriff auf Israel am 7. Oktober als – Zitat – 'unglücklicher Vorfall' verharmlost wurde, ja sogar die Fakten infrage gestellt wurden, noch einmal hier in Erinnerung gerufen: Es war die Hamas, die Kinder, Eltern, Großeltern in ihren Häusern bestialisch ermordet hat. Deren Kämpfer Leichen verstümmelt haben, Menschen entführt und lachend der öffentlichen Demütigung ausgesetzt haben. Es sind Berichte des schieren Horrors – und dennoch wird die Hamas als Freiheitsbewegung gefeiert? Das ist eine Verkehrung der Tatsachen, die wir nicht stehen lassen können."
Der komplette Text der Rede ist hier nachzulesen: https://www.sueddeutsche.de/politik/habeck-rede-wortlaut-antisemitismus-israel-deutschland-1.6297311
Text und Zitateauswahl: Werner Winkler
In den letzten Wochen hatten wir ja u. a. das Thema der typgerechten Kommunikation besprochen.
Eine Leserin hat mich auf die Podcasts von Lex Fridman hingewiesen, der sich relativ einfach als Handlungstyp erkennen lässt, wenn man ihm etwas zuhört.
Angesichts der aktuellen-alten Konflikte im Nahen Osten ist es vielleicht sinnvoll, sich anzuhören, wie der Regierungschef von Israel, Benjamin Netanyahu, ebenfalls gut als Handlungstyp zu erkennen, denkt und wie er auf einen anderen Handlungstypen reagiert, der ihn eine Stunde lang mit klaren Worten konfrontiert.
https://www.youtube.com/watch?v=XpC7SVDXimg
Das Interview wurde vor drei Monaten geführt, also vor dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel.
Text: Werner Winkler
Obwohl die Politikerin und Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht schon lange sehr präsent in der Öffentlichkeit ist, sehen wir sie dieser Tage noch häufiger. Anlass für mich, sie noch einmal in Sachen Naturell etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für den Sachtyp-Verdacht gab und gibt es ja zahlreiche Hinweise. Etwa das lange Zögern, ob sie nun eine eigene Partei gründen soll oder nicht. Oder ihre sachlich-fachlich extreme Kenntnis bei ihren Lieblingthemen. Ebenso kann man in ihren Interviews oder Auftritten gut die für Sachtypen typische dezente Mimik und ihr körperlich wenig kraftvolles Auftreten wahrnehmen. Ebenso ihre Vorliebe für "gute, sachliche Argumente" und Vernunft.
Ich habe mir zwei Interviews ausgesucht, in denen es nicht nur um Politik geht – in einem davon erläutert sie zum Beispiel, warum sie es wichtig findet, sachlich und vernünftig zu sein (und warum sie die Handlungstyp-Frau Claudia Roth und ihr emotionales Auftreten nicht mag). Ab min. 24.00 ist das zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=y952K3FVRwM
Spannend fand ich auch, wie sie auf fünf ihr kommentarlos gereichte Gegenstände reagiert ("Interview ohne Fragen"): https://www.youtube.com/watch?v=IklVheW_0SQ
- auch da kommt sie sehr sachtypisch rüber.
Außerdem ist in beiden Interviews ihr starker Ich-Bezug recht deutlich. Sie bezieht sehr viel auf sich und ihre eigene Biografie (vielleicht ein Hinweis auf eine Vergangenheitsorientierung), sagt sehr oft "Ich", "mir", "mein" etc. – wenn man sie vor großen Gruppen sprechen sieht, wirkt sie eher distanziert und so, als ob ihr das unangenehm ist. Als Jugendliche ist sie gerne längere Strecken gelaufen und würde das auch gerne wieder öfters machen – typisch für Menschen mit Bevorzugung der Ich-Verbundenheit.
Das Wort "Denken" benutzt sie eher selten, hingegen oft "sehen", was auf eine Bevorzugung von Fühlen hindeuten könnte. Für meinen Eindruck antwortet sie oft "unüberlegt", was ihr trotz ihrer unbestreitbar hohen Intelligenz immer wieder harte Kritik oder Unverständnis einbringt.
Für das Ich als bevorzugte Verbundenheitsform spricht für mich auch, dass ihr oft "Ego-Tripps" vorgeworfen werden und mangelnde Team-Player-Qualitäten; vermutlich weiß sie das selbst und hat deshalb so lange gezögert, ob sie eine neue Partei gründen soll? Dass sie jetzt mit ihrer Parteigründung sogar ihren eigenen Namen in den Parteinamen aufnehmen lässt (so wird berichtet), spricht sehr für einen "Ich-Menschen".
Da sich die Bevorzugungen des Naturells besonders in Lebenskrisen oder in besonders anspruchsvollen Situationen zeigen, dürfte ihr Naturell in den nächsten Tagen und Wochen deutlich zu sehen sein – eine Beobachtung lohnt sich also zumindest aus naturellwissenschaftlicher Sicht. Politisch ist sie sicher eine Bereicherung für das demokratische Spektrum, auch wenn ich viele ihrer Thesen und Ideen nicht gut finde; aber das steht ja hier nicht zur Debatte ...
Text: Werner Winkler
Dieser Tipp der Woche von Sophia Martina Müller beleuchtet die Auswirkungen der Zeitorientierung auf die verschiedenen Naturelltypen und gibt Empfehlungen für effektive Kommunikation in Beziehungen.
Die Macht der Zeit: Wie Zeitorientierung die Beziehungen beeinflusst
Liebe Leserinnen und Leser,
Zeit ist ein faszinierender Faktor, der nicht nur unseren Alltag, sondern auch unsere Beziehungen maßgeblich beeinflusst. In diesem Tipp der Woche werden wir einen Blick darauf werfen, wie die Zeitorientierung - die Betrachtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - die Art und Weise beeinflusst, wie verschiedene Naturelltypen in Beziehungen agieren.
Zeitorientierung in Beziehungen
Unsere Art, Zeit wahrzunehmen, lässt sich in drei Kategorien einteilen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese Zeitorientierung beeinflusst unser Verhalten und unsere Erwartungen in Beziehungen erheblich.
… vergangenheitsorientiert …
Diese Menschen betrachten oft die Geschichte und Traditionen. Sie schätzen die Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit gemacht haben, und lernen aus ihnen. In Beziehungen können sie dazu neigen, auf frühere Erfahrungen und Enttäuschungen zurückzublicken.
… gegenwartsorientiert …
Diese Menschen leben im Hier und Jetzt. Sie genießen das Leben in vollen Zügen und sind oft spontan. In Beziehungen sind sie in der Lage, das gegenwärtige Glück und die Freude zu schätzen, können aber gelegentlich langfristige Pläne übersehen.
… zukunftsorientiert …
Sie planen gerne und setzen sich klare Ziele. In Beziehungen können sie dazu neigen, langfristige Verpflichtungen und Zukunftspläne in den Vordergrund zu stellen, was für nicht zukunftsorientierte Partner möglicherweise zu weit weg sein kann.
Auswirkungen auf verschiedene Naturelltypen
Jetzt, da wir die Zeitorientierung betrachtet haben, lassen Sie uns sehen, wie sie sich auf die Naturelltypen im Beziehungskontext auswirken kann:
Vergangenheitsorientierte Sachtypen schätzen Erfahrung und Tradition. Sie könnten darauf bestehen, bestimmte Vorgehensweisen beizubehalten. Gegenwartsorientierte Sachtypen konzentrieren sich gerne auf aktuelle Fakten und Optionen. Zukunftsorientierte Sachtypen blicken gerne sich auf Innovation und Fortschritt.
Vergangenheitsorientierte Beziehungstypen sind nostalgisch und erfreuen sich an gemeinsamen Erinnerungen. Gegenwartsorientierte Beziehungstypen konzentrieren sich auf das Hier und Jetzt der Beziehung. Zukunftsorientierte Beziehungstypen mögen es, Pläne für die gemeinsame Zukunft schmieden.
Vergangenheitsorientierte Handlungstypen setzen auf bewährte Methoden und Prozesse. Gegenwartsorientierte Handlungstypen konzentrieren sich auf aktuelle Handlungsschritte. Zukunftsorientierte Handlungstypen fokussieren sich auf die Etappen der zukünftigen Ziele.
Effektive Kommunikation und Verständnis
Um die unterschiedlichen Auswirkungen der Zeitorientierung in Beziehungen zu bewältigen, ist es entscheidend, sich gegenseitig zu verstehen und zu respektieren. Hier sind einige Empfehlungen:
Rückblick in die Vergangenheit: Sprechen Sie über Ihre individuellen Zeitorientierungen und wie sie sich in der Beziehung bisher zeigten. Was war gut? Was eher nicht? Und wie lässt es sich verbessern?
Flexibilität in der Gegenwart: Versuchen Sie, die Perspektive des Partners zu verstehen und auf die Bedürfnisse einzugehen, wenn es nötig und Ihnen möglich ist.
Gemeinsame Ziele in der Zukunft: Identifizieren Sie gemeinsame Ziele und Pläne, welche die Zeitorientierung jedes Partners respektieren.
Zeit ist der Schlüssel zu tieferen Beziehungen. Die jeweilige Zeitorientierung kann eine aufschlussreiche Perspektive bieten, um die Dynamik in Beziehungen besser zu verstehen und effektiver damit umzugehen. Indem wir die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gleichermaßen schätzen, können wir ein Gleichgewicht in unseren Beziehungen finden und gemeinsam eine erfüllende Zukunft gestalten.
Mit herzlichen Wünschen für Ihre Zeitreise in der Beziehung
Sophia Martina Müller
Eine der ersten Fragen, wenn jemand anfängt, sich mit Naturellwissenschaft zu befassen, ist: Woran erkenne, wie unterscheide ich die drei Grundtypen?
Wichtig hier: Das Gesamtbild! Wenn man nur auf einzelne Merkmale schaut, ist man irgendwann verwirrt oder wird leicht fehlgeleitet. Um aber genügend Gesamtbilder zu haben, braucht es geeignete Beispiele – entweder im eigenen Umfeld oder aus Filmen. Deshalb heute drei prägnante, wie ich finde:
1. Ein Sachtyp (Interviewer) und ein Handlungstyp (Professor Gerhard Vollmer) im Gespräch: https://www.youtube.com/watch?v=ye7TifCXiCU
2. Zum Vergleich den hier neulich schon einmal vorgestellten Muster-Beziehungstyp (James Cordon) im Gespräch mit einem zweiten Beziehungstyp (Drew Barrymore): https://www.youtube.com/watch?v=5id3gzSGeM0
Die Unterschiede springen da förmlich ins Auge. Speziell, was die Mimik betrifft. Viel Spaß damit :)
Text: Werner Winkler
heute folgt der zweite Teil der Serie, in der wir uns genauer anschauen, wie welche Art der bevorzugten Verbundenheit die Kommunikation in Beziehungen beeinflussen kann.
Emotionalen Verbundenheit: Du, Ich oder Wir (siehe die Triade im Anhang)
Zusätzlich zu den Naturell-Grundtypen spielen auch die Untertypen im Bereich emotionale Verbundenheit eine wichtige Rolle bei der Kommunikation in Beziehungen. Hier sind einige Beispiele, wie sie die Art und Weise der Kommunikation beeinflussen:
Du-Verbundenheit: Menschen mit einer starken Du-Verbundenheit legen Wert auf persönliche Beziehungen zu einem Gegenüber und auf Einzelgespräche.
Was sie schätzen: Aufmerksames Zuhören, Eingehen auf die Einzelperson und persönliche Gespräche.
Was sie stört: Ignoranz des Persönlichen oder Ablenkung während des Gesprächs durch Dritte.
Ich-Verbundenheit: Personen mit einer starken Ich-Verbundenheit legen den Fokus auf das Eigene, z. B. ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen.
Was sie schätzen: Freiheit zur Selbstexpression sowie Raum für ihre individuellen Wahrnehmungen und Gedanken.
Was sie stört: Eingriff in ihre Privatsphäre und übermäßige Kritik an ihrer Person (vor allem in Kombination mit Sachtyp-Naturell).
Wir-Verbundenheit: Menschen mit einer starken Wir-Verbundenheit betonen die Bedeutung von Gemeinschaft und Kooperation.
Was sie schätzen: Zusammenarbeit und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe/Familie/Nation/Mannschaft etc.
Was sie stört: Konflikte und Egoismus im Miteinander.
Hier einige Empfehlungen, um Beziehungen zu stärken und Probleme zu vermeiden:
• Geben Sie bei Du-Typen viel Raum für Erlebnisse zu zweit und widmen Sie ihnen größtmögliche Aufmerksamkeit durch Einzelgespräche (auch am Telefon, in E-Mails und Messenger).
• Lassen Sie einem Ich-Typen Raum für seine Individualität, seine eigene Freiheit, seine speziellen Gedanken und Ideen; er muss nicht konform mit der Gruppe sein.
• Kooperieren Sie, wo immer es für Sie möglich ist, mit dem Wir-Typen; d. h. schlagen Sie gemeinschaftliche Aktivitäten vor, entwickeln Sie zusammen Pläne und entwerfen Sie Ideen gemeinsam.
Wie bei den Naturell-Grundtypen gilt auch im Bereich der emotionalen Verbundenheit — die Kunst der Kommunikation in Beziehungen erfordert die Fähigkeit, die Vielfalt der Naturelle zu erkennen und (wert) zu schätzen. Dies fördert nicht nur tiefere Bindungen, sondern verleiht auch Stabilität und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Beziehung. Dieser Zusammenhalt ermöglicht es, sich sowohl Halt als auch den individuell erforderlichen Freiraum in schwierigen Lebenssituationen zu geben und sich und sein Gegenüber besser zu verstehen.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen nützliche Impulse geben und Ihnen dabei helfen, gut zu kommunizieren und Beziehungen zu stärken.
Mit den besten Wünschen für ein wertschätzendes Miteinander
Sophia Martina Müller und Werner Winkler
Es ist wirklich erstaunlich, wie der Bilderbuch-Beziehungstyp hier mit seiner Begeisterung den anfangs recht steifen Handlungstypen auflockert. Man gewinnt den Eindruck, McCartney habe am Ende wirklich Spaß dabei, fremden Menschen eine Freude zu machen.
Sehenswert und hörenswert, nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Perspektive! Spannend auch, was Paul McCartney über seine Mutter erzählt (Handlungstypen haben ja sehr häufig eine besonders innige Beziehung zu ihrer Mutter). Und wie im anhängenden Screenshot zu sehen zeigt McCartney auch immer wieder die für Handlungstypen so bezeichnenden parallelen Handbewegungen und bei James Cordon ist die beziehungstypische vielfältige Mimik unübersehbar :)
Text: Werner Winkler
von Sophia Martina Müller
Liebe Leserinnen und Leser,
Beziehungen sind ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, sei es in der Familie, im Kollegenkreis, in Freundschaften oder in romantischen Partnerschaften. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Aufrechterhaltung gesunder, erfüllender Beziehungen. In einer kleinen Newsletter-Serie werden wir uns genauer anschauen, wie die Naturelltypen die Kommunikation in Beziehungen beeinflussen können. Zunächst Tipps für den Umgang der drei Grundtypen:
Sachtyp, Beziehungstyp und Handlungstyp in Beziehungen
Jeder von uns hat eine einzigartige Art, Informationen zu verarbeiten (Sachtyp), zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten (Beziehungstyp) und Aufgaben anzugehen (Handlungstyp). Die drei Naturelltypen und deren Ausprägungen variieren stark und beeinflussen maßgeblich, wie wir uns ausdrücken und wie wir auf andere reagieren.
Sachtypen bevorzugen klare und sachliche Kommunikation. Sie legen Wert auf Fakten und Daten und suchen nach logischen Lösungen für Probleme.
• Was sie besonders schätzen: Logik und sachliche Argumentation.
• Was sie besonders verletzt: Mangelnde Anerkennung ihrer Bedürfnisse oder Gefühle.
Beziehungstypen legen den Fokus auf emotionale Verbundenheit und zwischenmenschliche Harmonie. Sie sind sensibel für Stimmungen und versuchen, Konflikte durch Freundlichkeit und Empathie zu vermeiden.
• Was sie besonders schätzen: Einfühlungsvermögen und emotionale Unterstützung.
• Was sie besonders stresst: Wenn ihre emotionalen Bedürfnisse dauerhaft missachtet werden.
Handlungstypen zeigen sich eher pragmatisch und zielorientiert. Sie möchten Ergebnisse sehen und mögen klare Handlungsschritte.
• Was sie besonders schätzen: Effiziente, direkte Kommunikation und konkrete Pläne.
• Was sie besonders nervt: Fehlende Bereitschaft zur Umsetzung ihrer Anweisungen oder Ideen.
Was folgt daraus für eine möglichst gute Kommunikation in Beziehungen?
Um gute Kommunikation in Beziehungen zu fördern, ist es wichtig, den Naturelltyp der anderen zu erkennen, um hieraus stimmige Rückschlüsse und ein passendes Kommunikationsverhalten ableiten zu können.
Hier einige Empfehlungen:
• Zeigen Sie Flexibilität. In Beziehungen, in denen unterschiedliche Naturelltypen aufeinandertreffen, ist die Bereitschaft zum Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven zur Identifikation der Bedürfnisse entscheidend.
• Praktizieren Sie Empathie, auch wenn die Reaktionen des Gegenübers für Sie nicht auf Anhieb nachvollziehbar sind. Versuchen Sie, die Perspektive Ihres Gesprächspartners zu verstehen und empathisch zuzuhören.
• Wie oben beschrieben: Wenn Sie mit einem Sachtyp sprechen, präsentieren Sie klare Fakten. Bei einem Beziehungstyp zeigen Sie freundliche Empathie. Bei einem Handlungstyp formulieren Sie klare Handlungsschritte.
Die Kunst der Kommunikation in Beziehungen liegt in der Fähigkeit, die Vielfalt der Naturelltypen zu erkennen und zu respektieren. Ebenso die spezifischen Stärken zu fördern und die Schwächen möglichst als liebenswerte Besonderheiten, die den Menschen ausmachen, mit einem Augenzwinkern anzunehmen. So kann es gelingen, tiefere und erfüllendere Verbindungen zu schaffen und dauerhaft aufrecht zu erhalten.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen nützliche Impulse geben konnten und Ihnen dabei helfen, gut zu kommunizieren und Beziehungen zu stärken.
Mit den besten Wünschen für ein wertschätzendes Miteinander,
Sophia Martina Müller
Vielen Leser:innen hier dürfte Jesper Juul ein Begriff sein. Der 2019 verstorbene Familientherapeut und Autor hat sich vehement dafür eingesetzt, Kinder als kompetente Personen anzusehen. Er sprach von "Gleichwürdigkeit" – ein Begriff, der nahe an den Werten liegt, die sich aus der Naturellwissenschaft ableiten.
Ein hörenswerter, halbstündiger Beitrag auf SWR2-Wissen würdigt ihn freundlich-kritisch: https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-wissen/jesper-juul-das-erbe-des-erziehungsgefaehrten/swr2/94765236/
Mir persönlich gefällt auch sein Ansatz, dass Eltern und andere Erwachsene, die mit Kindern möglichst gut umgehen möchten, zuerst sich selbst gut kennenlernen sollten – um dann auch die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten sehen zu können.
Wer Jesper Juul selbst hören und sehen möchte, findet reichlich Gelegenheit auf YouTube, z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=phvcvSgHWPU
Text: Werner Winkler
P.S. Nächsten Sonntag, 17.9.23 findet um 17 Uhr unsere nächste Online-Veranstaltung statt (Typanalyse live). Alle Termine und die Zugangsdaten finden sich auf https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/termine.html
(zum Ende der Sommerpause heute ein Tipp von Sophia Martina Müller)
Liebe Leserinnen und Leser,
im hektischen Alltag begegnen uns oft verschiedenste Herausforderungen, die unsere Fähigkeiten und unsere Persönlichkeit auf die Probe stellen. Heute wollen wir uns mit einem zentralen Thema beschäftigen, das uns alle betrifft. Dabei werden wir uns auf die Persönlichkeitstypen konzentrieren - die Sachtypen, Handlungstypen und Beziehungstypen.
Das Thema: Zeitmanagement
Im Alltag begegnet uns das Zeitmanagement fast überall. Es ist allzu leicht, in der Hektik des Lebens den Überblick über unsere Zeit zu verlieren. Ob es darum geht, einen vollen Terminkalender zu jonglieren, unerwartete Aufgaben zu bewältigen oder den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben zu meistern - Zeitmanagement ist eine Herausforderung für uns alle.
Die Stärken der Persönlichkeitstypen:
1. Sachtypen zeichnen sich durch ihre organisierte und strukturierte Denkweise aus. Sie neigen dazu, analytisch vorzugehen und können klare Pläne und Zeitrahmen erstellen, um ihre Aufgaben effizient zu erledigen. Ihre sorgfältige Herangehensweise ermöglicht es ihnen, wichtige Details nicht zu übersehen.
2. Handlungstypen sind entscheidungsfreudig und agieren proaktiv. Sie packen Herausforderungen sofort an und zeigen oft eine hohe Belastbarkeit, wenn es darum geht, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Handlungstypen sind darin geübt, ihre Zeit gut einzuteilen und Prioritäten zu setzen.
3. Beziehungstypen sind empathisch und haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse anderer. Sie können gut kooperieren und Netzwerke nutzen, um Hilfe bei der Lösung von Zeitproblemen zu erhalten. Ihre sozialen Fähigkeiten helfen ihnen, Unterstützung zu finden und das Gefühl der Überforderung zu reduzieren.
Die Schwächen der Persönlichkeitstypen und ein Konzept für bessere Lösungen:
1. Sachtypen tendieren dazu, sich in Details zu verlieren und Perfektion anzustreben, was zu Zeitverlust führen kann. Um dieses Problem zu bewältigen, sollten sie sich bewusst Zeitlimits setzen und sich darauf fokussieren, die wesentlichen Aspekte zu erledigen.
2. Handlungstypen können dazu neigen, sich zu viel vorzunehmen und zu hastig zu handeln, was zu übersehenen Details und unvollständigen Aufgaben führen kann. Um dieses Problem zu lösen, ist es ratsam, bewusst einen Schritt zurückzutreten, bevor sie handeln, und sich einen Moment Zeit zu nehmen, um die Situation zu überdenken.
3. Beziehungstypen fehlt manchmal nur die passende Struktur zur Priorisierung in der Zeitplanung. Das kann zu Chaos und Verwirrung bei den Beteiligten führen und den Beziehungstyp unflexibel machen, so das er nur noch schwer Kompromisse eingeht und die verfügbare Zeit ineffektiv und seine Energien gesundheitsgefährdend einsetzt. Um eine gute Balance im Zeitmanagement zu finden, ist es deshalb wichtig, dass der Beziehungstyp lernt sich Prioritäten zu setzen und je nach Verbundenheit – die eigenen oder andere – Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
Fazit:
Jeder Persönlichkeitstyp hat seine eigenen Stärken und Schwächen im Umgang mit Alltagsthemen, insbesondere im Bereich des Zeitmanagements. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit unserem Naturell können wir uns weiterentwickeln und Strategien entwickeln, um unsere Schwächen zu überwinden und unsere Stärken gezielt einzusetzen. So können wir das tägliche Zeitmanagement verbessern und ein ausgewogeneres und erfüllteres Leben führen.
Wir hoffen, dass Ihnen dieser Tipp der Woche geholfen hat, Ihre Perspektive zu erweitern und praktische Lösungsansätze für den Alltag mitzunehmen.
Bis zum nächsten Mal!
Sophia Martina Müller vom Newsletter-Team
Angenommen, jemand erlebt ständig neue Abenteuer und führt ein aufregendes Leben voller Glücksgefühle – aber er hat keine freie Zeit mehr, lebt in finanzieller Unsicherheit und leidet an vielerlei körperlichen Beschwerden. Dann nützt das ganze aufregende Abenteuerleben nichts.
Ebenso bei einseitigem Fokus auf Sicherheit oder Gesundheit. Was nützt es, viele Millionen auf dem Konto zu haben, aber unglücklich und krank zu sein? Oder bei bester Gesundheit 100 Jahre alt zu werden, wenn man unglücklich und verarmt ist?
Was hier exemplarisch für Einzelne beschrieben ist, gilt vermutlich auch für Familien, Gruppen oder ganze Gesellschaften. Und auch hier kann bei Einseitigkeiten ein Blick auf alle drei Aspekte eines "guten Lebens" nützlich sein, um wieder in eine harmonische Balance zu kommen.
Wenn man es problemorientiert beschreiben möchte, könnte man so gesehen von naturelltypischen "Fallen" sprechen. Also im Sinne eines "Zuviel des Guten":
Beziehungstyp: zu viel Abenteuer, Aufregung, Empathie, Glücksgefühle, Beziehungen
Sachtyp: zu viel freie Zeit, zu viel finanzielle Sicherheit, zu viel geistig-spiritueller Tiefgang, zu viel Vorsicht
Handlungstyp: zu viel Arbeit und Erfolg, zu viel körperliche Gesundheit, zu viel Freiheit, zu viel Ordnung, zu viel Besitztümer, zu viel Verantwortung
Um nur einige Beispiele zu nennen.
Einen harmonischen Sommer! Ich verabschiede mich in die Sommerpause und sammle fleißig Material für neue Tipps :)
Werner Winkler, Juli 2023
P.S. Zur Erinnerung: Heute abend findet die zweite Veranstaltung unserer Reihe 2023 statt
So. 9. Juli 2023, 17 Uhr: Kollegialer Austausch für Praktizierende
Diese Veranstaltung kann auch zum Kennenlernen untereinander und zum Netzwerken dienen.
Der Zugangslink für alle Veranstaltungen ist
https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09
Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.
Als ich anfing, nach Hinweisen auf die Typzugehörigkeit zu suchen, fiel mir auf, dass die drei Grundtypen gerne bestimmte Wörter, aber auch Wortarten verwenden. Ich erinnere mich an einen Artikel des Soziologen Niklas Luhmann. Er war zwar sehr interessant, aber ich verstand ihn nur mühsam. Als mir auffiel, dass er aus extrem vielen Substantiven bestand, war mir klar, warum. Es war mir (als Beziehungstyp) einfach zu abstrakt. Zudem kannte ich viele der Begriffe nicht gut genug, um deren Sinn einzuordnen.
Drei fiktive Beispiele für die dynamische, weiterleitdende Verwendung dieser Triade:
Eine Beziehungstyp-Frau wird von ihrer Kaufsucht gequält. Sobald sie etwas Schönes sieht, ploppen die entsprechenden Adjektive in ihrem inneren Dialog auf wie Sprechblasen: Tolles Kleid, schöne Vase, faszinierende Schuhe usw. – zusammen mit der Therapeutin übt sie nun, statt einem Adejektiv ein weiteres Substantiv oder/und ein unattraktives Adjektiv einzuführen: tolles Kleid aus billigem Nylon; schöne Vase aus zerbrechlichem Porzellan; faszinierende Schuhe mit Leder voller Chemie usw.
Die Sachtyp-Geschäftsführerin hat ihr Führungsteam zum Meeting geladen. Auf der ersten Seite ihrer Präsentation stehen nur Substantive: Krankenstand, Liquiditätsengpässe, Lieferschwierigkeiten. Die Teammitglieder erwarten wie so oft nun eine langatmige und ermüdende Analyse der gesammelten Probleme. Stattdessen zeigt sie nun eine zweite Seite (die sie mit ihrem Coach erwarbeitet hat). Darauf ist jedem Substantiv ein Verb zugeordnet: Krankenstand senken, Liquiditätsengpässe vorbeugen, Lieferschwierigkeiten aktiv vermeiden. Als sie um Anregungen und Vorschläge bittet, sind alle hellwach und neugierig, was die Kolleg:innen beizutragen haben.
Ein Handlungstyp-Junge (6 Jahre alt) fordert von seinen Eltern in einem kleinen Wutanfall "mehr zu essen, mehr zu spielen, mehr fernsehen dürfen". Dann verschränkt er angespannt die Arme und zeigt ein wütendes Gesicht. "Gerne", erwidert der Vater, was den Kleinen sichtlich überrascht und verwirrt. Wenn du uns sagen kannst, welche Eigenschaften das Essen, die Spiele und die Fernsehsendungen haben sollen. Möchtest du mehr ekliges Essen, mehr langweilige Spiele und mehr doofe Fernsehsendungen? Jetzt kann er sein Lachen nicht mehr zurückhalten und er muss genau überlegen, welche Art von "mehr" er gerne hätte.
Tipp für alle Naturelltypen: Wörter, die eine Beschwerde beschreiben, durch Änderung in andere Wortarten ihren Schrecken nehmen – fachlich: Sprachspielen als Intervention verwenden. Beispiel: Ein Klient klagt über seine Depressionen (Substantiv). "Was genau drückt Sie denn nieder?" (verwerbung und eindeutschung) fragt der Arzt und der Klient muss nachfragen, weil er zunächst nicht versteht. Am Ende der Besprechung haben beide eine Liste der Verhaltensweisen, die eher "depressiv/niedergedrückt" oder "leicht/aufgehellt" wirken (Adjektive).
Werner Winkler, Juli 2023
Im Wissenschaftsmagazin Scinexx wurde neulich ein längerer Artikel veröffentlicht, der therapeutische und medizinische Wirkungen von Video-Spielen beschreibt – teilweise sogar von umfangreichen Studien unterlegt.
Hier nachzulesen: https://www.scinexx.de/dossier/zock-dich-gesund/
Spannend dabei: nicht alle Patient:innen profitieren von einem Spiel, sondern nur eine Teilgruppe. Ich vermutet, dass hier das Naturell eine Rolle spielt, womöglich auch der Untertyp.
Es wäre interessant zu wissen, welchen Typen/Untertypen welche Spiele gegen/bei was helfen. Mir selbst (Beziehungstyp-Denker) hilft etwa ein spannender Film, wenn mir im Frühjahr wegen zu vielen Pollen in der Luft die Nase läuft. Spiele habe ich dafür bisher nicht genutzt.
Für Erfahrungsberichte und Hinweise, was welchem Naturelltyp hilft, wäre ich dankbar und werde sie gerne hier in einem späteren Tipp gerne veröffentlichen. Vielleicht hat auch jemand etwas Relevantes bei seinen Kindern oder Enkeln beobachtet?
Werner Winkler, Juni 2023
In letzter Zeit habe ich mich nochmal mehr mit den Triaden befasst und dazu auch mit drei Kollegen ausgetauscht. Dabei wurde mir klar, dass dieses Thema doch wesentlich komplexer ist als gedacht.
So sind mir z. B. Triaden aufgefallen, die rein körperlich basiert sind (im Gegensatz zu den zahlreichen eher mentalen/psychischen).
Beispiel 1: Einatmen - die Luft anhalten/verwerten - Ausatmen
Beispiel 2: Nahrung aufnehmen - Nahrung verdauen/verwerten - den Rest ausscheiden
Beispiel 3: wach sein - (Einschlafen/Schlafen) - wach werden (wobei hier die Übergänge etwas unscharf sind)
Beispiel 4: hungrig sein - Essen - Gesättigt sein (ebenso durstig - trinken - Durst gestillt)
Beispiel 5: heranwachsen - ausgewachsen sein - körperlicher Verfall
Was unterscheidet diese Triaden von "unseren"? Sie lassen sich nicht konkret einem Naturelltyp zuordnen, sondern sind bei jedem Menschen/Lebewesen identisch.
Teilweise sind es einfach zeitliche Phasen oder natürliche Abläufe, in die man nur begrenzt eingreifen kann.
Was sie aber mit den psychographisch-naturellwissenschaftlichen verbindet ist, dass man mit ihnen drei Aspekte einer Sache unterscheiden bzw. bewusst machen und beleuchten kann. Und dadurch vielleicht entdeckt, dass man eine davon zu viel oder zu wenig beachtet (Bsp. Schlaf-Wach-Triade).
Interessant auch, dass es bei Wikipedia einen Artikel über Triaden gibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Triade_(Familientherapie)
Werner Winkler, Juni 2023
Dabei war Karpman sich vermutlich gar nicht bewusst, eine Triade formuliert zu haben. Erst Friedmann fiel auf, dass wir Menschen eine dieser drei Rollen (Retter, Opfer, Verfolger) als Lieblingsrolle und eine andere als Vermeidungsrolle zeigen. Dazu noch die spannende Beobachtung, dass die Vermeidungsrolle gleichzeitig wertvoll ist – weil sie vernachlässigte Ressourcen beinhaltet.
Beispiel: Wenn sich jemand bevorzugt in der "Opferrolle" erlebt, macht für ihn die "Verfolgerrolle" einen Unterschied (in der Regel zum Besseren). Oder der "Verfolger" entdeckt seine Retterqualitäten. Und der etwas zwanghaft zum Retten neigende merkt, dass er durchaus zum Opfer werden kann (und deshalb vorsichtiger agieren sollte) oder dass es manchmal sinnvoll ist, etwas zu absichtlich zu opfern, um einem Drama zu entkommen oder einen Angreifer/Verfolger abzuwehren (s. Ukraine).
Um das Drama-Dreieck mit einer kleinen, harmlosen Szene zu illustrieren: Die Mutter fordert ihre beiden Kinder nachdrücklich auf, endlich ihre Zimmer aufzuräumen (Verfolgerrolle). Diese sehen sich unberechtigt kritisiert, verweigern sich dieser Aufforderung und schmollen bzw. schimpfen über den Sauberkeitsfimmel der Mutter (Opferrolle, etwas rebellisch angehaucht). Der Vater, der sich in seinem Wunsch gestört sieht, in Ruhe die Zeitung zu lesen, sieht sich genötigt, die Retterrolle einzunehmen und hilft den Kindern, rasch das Zimmer soweit in Ordnung zu bringen, dass die Mutter zufrieden sein kann.
Ein zweites, weniger harmloses Beispiel: Diktator A. findet, dass die Hälfte eines schönen Nachbarlandes eigentlich zu seinem Reich gehört und fängt einen Eroberungskrieg an (Verfolger/Angreifer/Täter). Er rechnet damit, dass das viel kleinere Land rasch kapituliert (also die Opferrolle akzeptiert). Womit er nicht gerechnet hat: mit dem angegriffenen Land befreundete Staaten organisieren einen Rettereinsatz und helfen bei der Verteidigung. Am Ende ist der Diktator selbst das Opfer, weil seine Unterstützer sich von ihm abwenden.
Aus meiner Beratungserfahrung nützt hier häufig alleine schon das Bewusstmachen, d. h. das Ansprechen der drei Rollen-Alternativen für einen Wandel. Denn so wird den Beteiligten klar, dass sie nicht auf eine Rolle (häufig ihre vom Naturell her bevorzugte) festgelegt sind. Sie können sich anders verhalten als es ihrer Neigung entspricht und so ein Drama auflösen. Auch wenn das nicht der bequemste Weg ist, bringt er doch am Ende meist eher an ein gutes Ziel.
Anbei das Drama-Dreieck erweitert – also mit zusätzlichen Begriffen und im Sinne der Naturellwissenschaft mit den Pfeilen der Ausgleichsrichtung.
Werner Winkler, Juni 2023
Da aber unsere Sprache immer etwas "unscharf" ist, ist es vielleicht sinnvoll, noch einige weitere Begriffe zu ergänzen, z. B. diese hier:
zu Ja:
positiv, zustimmend, offen-zugänglich, neugierig, entgegenkommend, freundlich
zu Vielleicht:
neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassen, kritisch
zu Nein:
negativ, ablehnen, verschlossen, ausschließen, zumachen, beenden, misstrauisch
Damit sind dann nicht nur konkrete Wörter, sondern auch einige Haltungen oder Verhaltensweisen abgedeckt. Bei einer Häufung derselben, die wir bei jemand anderem erkennen, lässt sich so der Grundtyp leichter erkennen bzw. ein begründeter "Typverdacht" formulieren.
Ebenso dient diese erweiterte Begriffsliste dazu, die typspezifisch eher vernachlässigten Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren – auch wenn dies unter Umständen wirklich anstrengend oder gar eine Zumutung für uns ist.
Mit meinem Beziehungstyp-Naturell etwa ist es sehr schwer, "neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassend, kritisch" zu sein – selbst wenn dies angebracht und der Situation angemessen wäre. Ich weiß aber aus inzwischen ca. 25-jähriger Erfahrung, wie sinnvoll es ist, hier über den eigenen "Naturell-Schatten" zu springen. Und wie häufig mich diese Anstrengung oder Selbstüberwindung in kritischen Situationen vor Fehlern, Ärger oder finanziellen Verlusten bewahrt hat.
Wie hat es Arthur Schopenhauer so schön formuliert: "So hat zum Beispiel mir meine Philosophie nie etwas eingebracht; aber sie hat mir sehr viel erspart."
Quelle: https://zitate-aphorismen.de/zitat/philosophie-hat-mir-viel-erspart/
Werner Winkler, Juni 2023
Diese Woche hörte ich in SWR2-Wissen eine sehr spannende und aufschlussreiche Sendung über das Erinnern, Vergessen und auch Nicht-Wissen-Wollen.
Dass die Forschung dabei nicht nur Erkenntnisse aus dem NLP, sondern auch die Individualität der Gehirne registriert hat, wundert nicht.
Eine sehr unterhaltsame Sendung mit reichlich Beispielen, aber auch handfester Forschung. 30 Minuten, die sich lohnen – zum Nachhören oder Nachlesen hier verfügbar: https://www.swr.de/swr2/wissen/die-psychologie-des-vergessens-warum-nicht-wissen-schwerfaellt-104.html
Oder halt nachlesen, aber das Hören ist hier wegen der Originalzitate eher zu empfehlen!
Werner Winkler, Mai 2023
Da in ihnen die Begrifflichkeiten recht eindeutig sind, lassen sich mit ihrer Hilfe die Prinzipien der (vollständigen, dynamischen und naturelltyp-relevanten) Triaden* gut erläutern:
- es gibt drei Optionen, die sich einem der drei Naturelltypen zuordnen lassen
- sie stehen in dynamischer Verbindung, d. h. in Pfeilrichtung ergibt sich bei übertriebener Nutzung einer Option ein Ausgleich
- jeder von uns zeigt eine bevorzugte und einen vernachlässigte Option
Beispiele aus dem Alltag, die illustrieren, wie jemand gemäß seinem Naturell eine der drei Optionen bevorzugt bzw. vernachlässigt, sind leicht zu finden:
- Bernd Blümlein ist Beziehungstyp und bei seinen Freunden dafür bekannt, dass man ihn zu allem Möglichem rasch überreden kann. Sein "Ja, ja" ist ebenso schnell ausgesprochen wie seine positiv-bejaende Grundhaltung ein Teil seines Charakters. Zögern oder lange zu überlegen mag er nicht, auch Selbstkritik gehört nicht zu seinen Stärken. Entweder Ja, Ja oder Nein, Nein – wie er es schon in der Kinderkirche von seinem großen Vorbild Jesus gelernt hat. Wobei ihm das Ja am liebsten ist. Er gehört gerne dazu, mag es, eingebunden und gemocht zu werden, anderen zu helfen oder ihnen gut zuzusprechen.
- Sandra Sanftleben ist Sachtyp und neigt dazu, bei Entscheidungen eine neutrale, offene, unentschiedene "Vielleicht-Haltung" einzunehmen. Erst wenn andere eine Entscheidung getroffen haben, schließt sie sich an oder "rebelliert" (wenn die Mehrheitsentscheidung ihr völlig gegen den Strich geht und ihre Leidensfähigkeit überstrapaziert). Von sich aus Nein zu sagen oder etwas aktiv zu beenden ist nicht ihr Ding. Das kostet sie zu viel Kraft und sie hat auch Angst, dann kritisiert zu werden oder mit so einer klaren Entscheidung einen Fehler zu machen.
- Harald Handfest ist Eigentümer einer kleinen Baufirma und auf Abbrüche aller Art spezialisiert. Das Wegmachen und Wegräumen war schon als Kind seine Lieblingsbeschäftigung, weil "Ordnung muss sein" – zum Leidwesen seiner Geschwister, die ständig ihre Spielsachen suchen mussten. Seine Mitarbeiter wissen, dass sein "Nein" oder "Geht nicht" keinesfalls in Beton gemeiselt ist, sondern eher ein Reflex, wenn man etwas von ihm möchte oder ihn etwas fragt. Ein zweiter oder dritter Anlauf ist also sinnvoll und er lässt sich durchaus zu einem Ja bewegen, wenn jemand ihm deutlich sagt, was das Ziel der Aktion ist.
Hier zeigt sich dann sehr deutlich, was Dietmar Friedmann beobachtet hat: dass Menschen sind in heiklen Situationen nicht automatisch angemessen (dem Lebensbereich entsprechend) verhalten, sondern eher ihre Lieblingshaltung einnehmen – und ihre vernachlässigte Seite als Möglichkeit oft ausblenden. Damit jedoch gelingt nur in einem Drittel der Herausforderungen auch eine bestmögliche Antwort.
Denn wenn etwa eine positiv-offene Haltung angemessen wäre (einem fremden Kind gegenüber), der Handlungstyp-Lehrer aber lieber in seiner naturell-typisch abweisenden Nein-Haltung auftritt, hat er sicher nicht den erhofften Erfolg. Oder wenn ein Beziehungstyp bei Kreditverhandlungen in der Bank zu sehr auf seinen Charme setzt und seinen Verstand erst nach der Unterschrift einschaltet ...
Wer mehr Triaden nutzen möchte, findet eine Liste ab S. 111 im Band 2 der Naturell-Reihe – hier als PDF-Leseprobe als Download verfügbar: https://www.naturellwissenschaft.org/files/inhalte/naturellwissenschaft/download/Winkler-Naturell-Band1-Leseprobe.pdf
Ich werde in den nächsten Wochen versuchen, einige Triaden mit Beispielen hier vorzustellen und bin wie immer neugierig auf jegliche Rückmeldungen dazu!
Werner Winkler, Mai 2023
PS: Aus den Rückmeldungen zum letzten Tipp der Woche bezüglich der Mediennutzung kamen einige ähnliche Berichte wie mein eigener. Vor allem die gezielte und reduzierte Mediennutzung scheint allen Naturelltypen gut zu tun. Der Spruch von der Dosis, die das Gift macht, scheint hier anscheinend besonders zutreffend.
* PPS: Da es auch andere triadische Ansätze gibt – etwa den von Gieseke (triadisches-denken.de), wie mir Günter Hiller dieser Tage dankenswerterweise mitgeteilt hat – sollten wir in der Naturellwissenschaft vielleicht "unsere" Triaden genauer benennen? Für Ideen und Anregungen dazu wäre ich ebenfalls dankbar!
Gerade in Zeiten, in denen scheinbar die Welt nur noch aus Krisen, Kriegen und Katastrophen besteht, sind solche geballten und drastisch illustrierten Informationsquellen für manche Menschen häufig eine Zumutung. Sie entziehen sich dann ganz, schauen keine Nachrichten mehr, hören kein Radio oder lesen keine Zeitungen mehr, um sich zu schonen.
Vielleicht sind hier Beziehungstypen eher betroffen, weil bei diesem Naturelltyp die Neigung zum Drama, zu emotionaler Anteilnahme und auch zu einer blühenden Fantasie stark ausgeprägt sind. Und dramatische Bilder sind hier ein gefundenes Fressen für das Beziehungstyp-Gehirn.
Eine wie ich finde gute Alternative sind dann Nachrichtenticker ohne Bilder. Zwar wird auch dort nicht nur über "Gutes, Wahres und Schönes" berichtet. Aber neben dem Vorteil, dass solche Seiten uns nicht zu jeder Schreckensmeldung gleich noch ein möglichst reißerisches Bild vorsetzen, fehlt dort auch die sonst übliche Wiederholung von Artikeln: Um nämlich die eine neue Meldung zu finden (etwa auf tagesschau.de oder heute.de) muss ich mir dort ständig die älteren Beiträge nochmal anschauen.
Ich nutze deshalb seit einigen Wochen den Nachrichtenticker des ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/nachrichtenticker-100.html
und fühle mich damit ausreichend und gut informiert. Parallel lese ich gerne die ZEIT in einer Version für Lesegeräte – ebenfalls ohne Bilder. Und ungefähr einmal die Woche blättere ich kurz durch die anderen Nachrichtenseiten oder Magazine und habe dann wieder genug visuellen Input.
Mich würde interessieren, was die Strategien der hier Mitlesenden sind, um mit der Nachrichtenflut umzugehen. Gerne sammle ich Tipps und gebe sie dann hier weiter. Idealerweise bitte den eigenen Naturelltyp mit angeben, dann kann ich die Tipps typgerecht sortieren, falls sich Muster zeigen sollten. Danke für Rückmeldungen dazu!
Werner Winkler, Mai 2023
Ich schaue dort fast täglich rein und finde immer wieder Neues und Spannendes aus der Welt der Wissenschaft. Diese Woche z. B. eine aktuelle Forschung über das Kurzzeitgedächtnis und wie es unsere Wahrnehmung kurzerhand verändert, wenn diese nicht zur Erwartungshaltung psast*.
Doch lesen Sie selbst: https://www.scinexx.de/news/psychologie/wie-uns-das-kurzzeitgedaechtnis-truegt/
Werner Winkler, Mai 2023
* solche Tippfehler etwa "korrigiert" unser Gehirn häufig recht effektiv, weshalb Korrekturlesen eine ziemliche Mühe ist und selbst Profis hier öfters einmal versagen ...
Ohne besonderes Interesse an Barbara Schöneberger stieß ich vor einiger Zeit auf diesen Podcast: https://audio.podigee-cdn.net/1046120-m-3a3126d842a2b2cd2698dfd62b86b007.mp3?source=feed. Und befand mich davon weitestgehend fasziniert, jedoch nicht identifiziert (dieser Erfolg! diese Resilienz!).
Wie so oft, wenn man auf den eigenen Typ, noch dazu in quasi "Reinform" trifft, erkennt man diesen nicht sofort und so wendete ich mich an Werner Winkler mit dem Gedanken, es doch sicher mit einem typisch erfolgreichen "Handlungstypen" zu tun zu haben. Ich lag vermutlich verkehrt, wie mir bald klarwurde.
Werner diagnostizierte, nachdem er sich schmerzerfüllt durch 1:23 h laute weibliche Mitteilsamkeit gequält hatte, zwei reinrassige Beziehungstypen. Barbara Schöneberger sei eine Gelbe, die durch das Nichterleben von Schwierigkeiten oder gar Schicksalsschlägen in ihrem Grundtyp ohne Weiterentwicklung aufs Ursprünglichste verhaftet geblieben sei (ich bin sicher, ich gebe seine Wortwahl gerade ungenau wieder, aber so ähnlich habe ich ihn verstanden).
Mir war mehr das Faszinierende an ihrer Persönlichkeit aufgefallen, weniger das Fehlende. Ich finde den Podcast wirklich lustig und anregend. Naja, ich bin eben gelb. Dazu bevorzuge ich das Denken, aber doch bitte nicht zu sehr ins Negative hinein!
Ich fürchte, Barbara Schönebergers Karrierre basiert zum großen Teil auf dem von Caroline Kebekus sehr schön beschriebenen Prinzip "Es kann nur eine geben". Als einzige Frau wurde sie häufig von machthabenden Männern für exponierte Positionen (so als einzige deutsche Samstag-Abendshow-Moderatorin) ausgewählt. Ihre Unkompliziertheit und Zugewandtheit zu den Männern prädestinieren sie dafür. Selbstverständlich ist sie auch sehr fleißig und belastbar. Und da sie wunderbar menschlich rüberkommt, ist sie auch den meisten Frauen sympathisch, denke ich.
Mit zunehmenden Alter sei es Barbara Schöneberger zu wünschen – ich stimme hier Werner Winkler zu – sich vom Oberflächlichen weg breiter aufzustellen. Diese Richtung deutet sich im Gespräch der beiden Frauen durchaus bereits an.
Hier noch mehr Material zu B.S.:
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_91274532/barbara-schoeneberger-habe-keine-allzu-positive-sicht-auf-die-zukunft-.html.
https://www.youtube.com/watch?v=KSN571TQyDI
Vielleicht hat noch jemand Spaß daran!
Birgit Reuhl, April 2023
Bei Jutta Deiß, dem langjährigen Vorstandsmitglied, möchte ich mich für die Anregung für diesen Tipp der Woche bedanken.
Es geht um die Frage, wie sehr man sein "Typsein" (also die Zugehörigkeit zu einer Naturellgruppe oder Untergruppe) als Teil der eigenen Identität versteht.
Ich möchte ein Beispiel benutzen: Angenommen, da steht ein alter Baum im Wald. Der Förster geht hin und sagt nach kurzem Blick nach oben und auf die Rinde: "Pinus sylvestris", ungefähr 120 Jahre alt.
"Ist" dieser Baum nun "Pinus sylvestris"? In den Augen des Botanikers ist das keine Frage. Aber fragen wir den Baum selbst, dann sagt der vielleicht, dass er sich vor allem als Teil seines Waldes versteht und keinen Unterschied zwischen Kiefern, Buchen und Tannen machen möchte. Fragt man das Wildschwein, das sich am Baum schubbert, wird das ihn vielleicht "Schubberbaum" nennen. Das Eichhörnchen meint, das sei sein Heimatbaum; hier wäre es geboren, zur Schule gegangen und großgezogen worden. Der Kleiber pocht darauf, dass es ein Jagdgebiet, reich an Insekten, sei. Und der Waldbesitzer denkt womöglich nur: Der ist locker 5000 Euro wert, aber ich vererbe ihn meinen Enkeln.
Es ist also nicht so einfach mit dem "Sein", gerade dann, wenn es um abstrakte Kategorien und hier vor allem um uns Menschen geht. Wir sind bekanntlich eher zimperlich, wenn man uns in Schubladen zu stecken versucht. Wer möchte schon als "Blutgruppen-A0-Mitglied" angesprochen werden? Oder als "typische Waage"?
Trotzdem wählen viele Menschen einzelne ihrer Persönlichkeitsmerkmale als wesentlichen oder gar dominanten Teil ihrer Identität: "Ich bin Mönch", "Ich bin eine Hessin" oder "Alle in unserer Familie sind Schalker". In meiner Kindheit war es z. B. im Dorf noch üblich, zunächst zu klären, ob man evangelisch oder katholisch ist. Denn sich in ein "andersgläubiges" Mädchen zu verlieben war riskant, weil "gemischte Ehen" verpönt waren. Wie die Zeiten sich ändern!
Meine Empfehlung ist daher, seinen Naturelltyp als einen von viele Faktoren zu betrachten und seine Identität nicht zu sehr an einen einzelnen Faktor zu knüpfen. Trotzdem kann man ja vom Erfahrungsschatz einer Naturellgruppe profitieren und sich mit den "eigenen" oder "fremden" Naturelltypen vergleichen.
Gerade Kindern oder Jugendlichen sollte man mitsamt der Aufklärung über ihren Naturelltyp auch das Wesen von Persönlichkeit (also ihre puzzle-artige Zusammensetzung und ihre Wandelbarkeit im Laufe des Lebens) erklären.
Werner Winkler, April 2023
Heute oute ich mich mal als einer der ca. 10 % in Deutschland, die nur selten oder nie ein Smartphone nutzen.
Warum verzichte ich in der Regel darauf und trage auch keines mit mir herum? Weil ich mit meinem normalen Mobiltelefon und seinem Akku, der eine Woche hält, völlig zufrieden bin. Und weil ich normalerweise mit einem Telefon telefoniere und die anderen Sachen am Laptop erledige, mit einem richtigen Bildschirm, einer richtigen Tastatur, Stromanschluss und jede Menge Speicherplatz. Nur für die Bankgeschäfte und um manchmal Fotos zu schießen brauche ich es und bin auch dankbar, dass es solche Technik gibt.
Außerdem ist es mir viel lieber, an einer richtigen Tastatur zu schreiben (genauer: zu tippen), weil ich da sehr schnell bin und leicht korrigieren, einkopieren etc. kann. Oder ich mag es, mit jemand am Telefon zu sprechen anstatt Sprachnachrichten oder Kurztexte hin und her zu schicken. Noch besser: Menschen zu sehen, zur Not am Bildschirm, idealerweise persönlich. Analog halt, wie man das heute manchmal etwas abwertend nennt.
Tipp der Woche deshalb: Rufen Sie mal wieder jemand an oder noch mutiger, besuchen Sie den anderen, statt ihm Textnachrichten zu schicken. Sitzen Sie in ein Café, spazieren Sie durch den Wald.
Und wenn Sie mögen und die Naturellwissenschaft Sie interessiert, schauen Sie nächsten Sonntag in unseren ersten Zoom-Call zur Naturellwissenschaft rein, Thema ganz offen: Fragen und Antworten. Sie können auch nur zuhören und zuschauen, wie Sie mögen. Nicht ganz analog, aber schon nahe dran ;)
Für den Terminkalender:
So. 30. April 2023, 17 Uhr: Fragen und Antworten zur Naturellwissenschaft

Hier werden wir u. a. die Fragen besprechen, die in der Umfrage neulich rückgemeldet wurden.
Der Zugangslink dafür ist:

https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09
Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.
Vielleicht sehen wir uns dann? Würde mich freuen :)
Werner Winkler, April 2023
Für mich selbst ist dieser Teil der Selbsterkenntnis nach fast 24 Jahren so selbstverständlich geworden, dass ich manchmal ganz vergesse, wie hilfreich/sinnvoll/nützlich dieses Wissen für mich ist. Deshalb heute drei Beispiele dazu.
1. Mehr Ressourcen
Zuerst wurde mir durch den Unterricht bei Dietmar Friedmann bzw. sein Buch "Wer bin ich? Wer bist du?" bewusst, zu welchem Grundtyp ich gehöre. Das alleine hat mir schon so viel klar gemacht, auch über die Beziehungen zu den anderen Mitgliedern meiner Herkunftsfamilie oder warum ich mit welchen Menschen wie gut/schlecht klarkomme, dass es einen bedeutenden Unterschied ausgelöst hat.
Zudem wurden mir meine "blauen" Ressourcen bewusst, greifbar und verfügbar, auch wenn ich bis heute regelmäßig trainieren muss, um hier fit zu bleiben :)
Durch die zusätzlichen drei Ressourcen in den Unterbereichen war es aber dreimal so viel an Erkenntnissen und Unterschied – auch in Kombination ("Leitsatz").
2. Bessere Beratung/besseres Coaching
Da ich bald lernte, auch die Bevorzugungen meiner Klient:innen in den Unterbereichen zu erkennen, konnte ich auch hier den "Unterschied durch Wissen" auslösen – manchmal nur mit einem Satz, z. B. "Jetzt sind Sie eine halbe Stunde auf Ihre Vergangenheit eingegangen, wollen wir jetzt über Ihre Zukunft sprechen?"
3. Analyse von Paaren, Familien und Teams
Irgendwann wurde dann klar, dass auch für die Interaktionen von mehreren Personen nicht nur die drei Grundtypen bedeutend sind (was ja oft schon eine deutliche Erleuchtung bewirkt). Angenommen, in einem Team fehlt die Bevorzugung "Vergangenheit", ist naheliegend, dass hier wertvolle Ressourcen verschenkt werden. In einem solchen Fall lag z. B. das Firmenarchiv völlig brach, was immer wieder zu unnötiger Sucherei führte.
Ähnlich bei Paaren: Ich erinnere mich an eines der ersten, die ich gemeinsam analysieren konnte und wo sich zwei mal das "Ich" als Bevorzugung zeigte. Als ich das Wort "Wir-Beziehung" ins Spiel brachte, fiel förmlich neues Licht in die Gesichter. Danach war es auch leichter, Ausnahmen zu finden, in denen es bereits gelungen war, mehr "Wir" zu leben.
Mir ist bewusst, dass es Zeitaufwand, Arbeit und Mühe bedeutet, so detailliert in die eigene Persönlichkeit zu schauen. Aber ungefähr eine Stunde pro Person zur Analyse und dazu die individuelle Beratungs- oder Lesezeit sind in der Regel gut investiert, wenn Interesse an der eigenen Person oder an einem guten Miteinander vorhanden ist.
Mir selbst ist jedenfalls noch einmal bewusst geworden, dass mein Leben in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht ärmer gewesen wäre, wenn ich das nicht getan hätte.
Werner Winkler, Ostersonntag 2023
Immer mal wieder bekomme ich einen Hinweis, z. B. auf Videos, Filme oder Bücher, die für einen "Tipp der Woche" geeignet wären. Dafür bin ich auch dankbar!
Aber nach inzwischen so vielen Tipps der Woche wäre es toll, ab und zu auch mal andere Stimmen zu hören – deshalb heute die Ermutigung (für Sachtypen), Aufforderung (für Handlungstypen) und Bitte (an die Beziehungstypen), mal selbst einen Tipp der Woche zu formulieren, der dann hier veröffentlicht werden kann.
Es muss nicht perfekt formuliert sein (das sind meine Tipps ja in der Regel auch nicht), sondern kann auch "frisch von der Leber weg" ins Smartphone getippt und an naturellwissenschaft@t-online.de geschickt werden. Ich melde mich dann und wir bringen es ggf. zusammen in die passende Form.
Im Voraus herzlichen Dank!
Werner Winkler, April 2023
P.S. Einige auf der Empfänger:innen-Liste bekamen die letzten 2-3 Tipps nicht oder erst verspätet. Unser Web-Team hat jetzt den Fehler gefunden: In einer neuen Mail-Adresse war ein Punkt an einer ungewohnten Stelle. Der hat das Versandprogramm dazu bewegt, ab dieser Adresse keine Adressaten mehr anzuschreiben. Ich vermute mal, das Programm ist Sachtyp und leicht zu verunsichern bzw. es hatte Angst, etwas falsch zu machen und hat dann lieber mal nicht weiter gemacht :)
Ab und zu entdecke ich irgendwo zwei Sätze oder Wörter, bei denen mir dann der/das dritte fehlt, um eine Triade zu bilden.
Beispiel auf einer Spruchkarte: "Gib, was du hast! Sei, was du bist!"
Das passt in die Triade Haben-Sein-Können (die ich heute nicht anhänge, um nicht wieder Probleme beim Versand durch die sensiblen Spam-Filter zu verursachen).
Fehlt also der Satz zu "Können". Doch beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass im ersten Satz sowohl von Haben als auch von Geben die Rede ist. Dann fehlt im zweiten schon die Ergänzung zum "Sein", weil ja "sei/bist" letztlich das Gleiche ist.
Beim Durchblättern meiner inneren Wortlisten entdecke ich letztlich folgende drei Paarungen:
Haben - Geben (zum Gelben Naturell/-anteil gehörend)
Sein - Dasein (zum Blauen Naturell/-anteil gehörend)
Können - Zeigen (zum Roten Naturell/-anteil gehörend)
Die drei Aufforderungen hießen dann:
"Gib, was du hast!"
oder "Gib anderen von dem, wovon du viel hast!"
"Sei da!"
oder "Sei für andere als der da, der du für sie bist!"
"Zeige, was du kannst!"
oder "Zeige anderen, was du gut kannst!"
Spannend auch die Gegenstücke, die offenbar keine Lebensqualitäten beschreiben:
"Sei neidisch auf das, was du nicht hast."
"Entziehe dich den anderen."
"Vermeide zu zeigen, was du nicht zu können glaubst."
Sicher ergeben sich aus diesen Begrifflichkeiten noch andere Sprachspiele. Oder man entdeckt naturelltyp-bedingte Sätze, die man umstellen, anzweifeln oder für das eigene Naturell als unpassend abweisen bzw. besonders zutreffend unterschreiben kann.
Werner Winkler, März 2023
Was passiert, wenn Jerry Seinfeld (vermutlich Handlungstyp-Denker) auf Barack Obama (vermutlich Beziehungstyp-Denker) trifft und sie sich bei einem Rundgang durchs Weiße Haus über Gott und die Welt unterhalten?
Hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=UM-Q_zpuJGU
Ich fand das spannend zu beobachten, zum Beispiel, wie gut sich die beiden Denker verstehen, obwohl sie unterschiedliche Naturell-Grundtypen zeigen. Bei genauem Hinhören wird dieser Naturellunterschied auch immer wieder deutlich, z. B. wenn es um dem Umgang mit Macht geht, ums Arbeiten an sich oder auch bei den Fragen, die eher für den Handlungstyp Jerry Seinfeld als Fragensteller von Interesse sind.
Gleichzeitig erkennt man gut, dass ein identischer Untertyp im Bereich "Aktivität" (hier die beiden Denker) eine gute Basis bilden, um einander zu verstehen.
Vergnügliches Anschauen und Studieren wünscht
Werner Winkler, März 2023
P.S. Offenbar kam der Tipp letzte Woche bei einigen Nutzerinnen und Nutzern nicht an, was wohl am Anhang (eine jpg-Datei) lag, den manche Provider als gefährlich einstuften. Sämtliche Tipps sind aber jederzeit auf der Webseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/tipp-der-woche.html nachzulesen.
Der (Sachtyp-)Philosoph Seneca hat es so ausgedrückt: "Wenig verlangt die Natur, die landläufige Meinung unermesslich viel." (Epistula XVI, 8)
Deshalb ist mein Tipp heute vermutlich vor allem für Beziehungstypen nützlich: Anstatt "Mehr" oder "Anderes/Neues" einmal die Option "Weniger" zu versuchen. Zum Beispiel weniger Zucker essen, weniger Fleisch und Milchprodukte, weniger Alkohol, weniger Kalorien, weniger Medienkonsum, weniger Zeit am PC/Smartphone, weniger Ablenkung und Zerstreuung, weniger Arbeit, mit weniger Geld auskommen, weniger einkaufen, weniger Kleider oder Bücher im Schrank aufbewahren usw.
Mir ist bewusst, dass Verzicht und das "Weniger" derzeit nicht in Mode sind. Auch Ärztinnen oder Apotheker tendieren eher zum "Mehr" als zum "Weniger". Als mich zum Beispiel vor nunmehr fast 35 Jahren das Weglassen von Milchprodukten von einem lebensbedrohlichen "allergischen Asthma" heilte und ich das meinem (Beziehungstyp-)Apotheker erzählte, meinte der: Das ist doch keine Therapie, einfach etwas wegzulassen. Erst als ich ihn auf die lange Tradition von Diäten als Behandlung hinwies, stimmte er mir stirnrunzelnd zu. Mir war natürlich klar, dass er mir lieber regelmäßig ein Medikament oder wenigstens seine Placebo-Globuli verkauft hätte.
Weglassen kann auch für Sachtypen im Sinne von "Nein sagen" oder "Beenden" eine nützliche Ressource sein, aber in der Regel sind sie schon asketisch oder reduziert genug, so dass ihnen eher das "Mehr vom Guten" in einer Krise weiterhilft.
Und um die Triade noch aufzufüllen: Die Ressource der Handlungstypen, deren Motto ja häufig "Viel hilft viel" ist, lautet "Anders/Neu". Also sich auf etwas Neues, Anderes einzulassen und dafür zu öffnen anstatt "mehr desselben" zu versuchen. Bei ihnen bezieht sich das Weglassen dann eher auf die Reduktion der Übermaße, häufig in Sachen Arbeit oder körperliche Anstrengung.
Gerne lese ich Rückmeldungen, speziell natürlich von Beziehungstypen, denen das Weglassen zu mehr Lebensqualität verholfen hat.
Wrnr Wnklr, Mrz 23 :)
Jakob Wassermann schreibt in seinen "Selbstbetrachtungen": "Was mich veranlasst, mit Menschen geduldig zu sein, ist immer die Vorstellung von der Möglichkeit der Verwandlung, obgleich mir die Erfahrung sagt, dass Verwandlung ein dichterisches Phänomen ist, nicht aber ein reales. Jeder steckt unrettbar in seinem Charakter und kehrt demgemäß immer zu sich selbst zurück (...)."
Stecken wir ebenso in unserem Naturell fest, sind quasi Opfer unserer naturellbedingt angeborenen Muster, Vorlieben, Neigungen?
Wer so denkt, hat eine entscheidende Erkenntnis der Naturellwissenschaft übersehen: nämlich, dass wir alle eine Mischung der je drei "Farben" darstellen und sich das Naturell aus der Bevorzugung einer davon ergibt, nicht aus der Ausschließlichkeit.
Anders gesagt – auch ein Handlungstyp hat eine "gelbe" und eine "blaue" Seite. Er muss sich nicht immer "rot" verhalten, sondern hat die Möglichkeit, durch bewusste Entscheidungen gegen das naturelltypisches Muster zu agieren. Und zwar ganz ähnlich wie wir uns auch gegen die Nutzung unserer "starken Hand" entscheiden können.
Im Gespräch mit Klientinnen und Klienten nutze ich hier gerne die Metapher der drei Menschenaffen im Sinne von: "Nutzen Sie doch öfter mal Ihre Gorilla-Seite". Das wird gut verstanden und häufig mit einem Lächeln quittiert. Auch kennen die Klient:innen durchaus Momente, in denen ihnen das bereits einmal gelungen ist (Ausnahmen, die öfters genutzt werden können).
Was der oben zitierte Dichter mit "dichterischem Phänomen" meint, könnte man als "therapeutische Möglichkeit" übersetzen – wir Menschen können also (im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren) bewusst lernen, uns bewusst anders verhalten, uns auch Muster und Möglichkeiten von anderen abschauen und sie nachahmen. Wir sind keine fertigen Programme, sondern sehr flexible Wesen. Auch wenn viele von uns das erst spät im Leben erkennen, oft erst nach schweren Einschnitten, Krisen oder Herausforderungen.
Auch deshalb erscheinen vielen, die irgendwann lernen, dass sie ein Naturell haben, diese Erkenntnisse so besonders und bedeutend – weil sie ihnen viele bis dahin nicht bewusst verfügbare Möglichkeiten eröffnet.
Werner Winkler, März 2023
Gedichte zu lesen (oder gar zu schreiben!) ist eher aus der Mode gekommen. Leider werden ja auch im Radio oder TV so gut wie nie welche vorgelesen.
Ein gutes Argument für Gedichte ist: viel schneller als das etwa mit einem Roman möglich, können wir schon aus einem kurzen Gedicht viel von der Persönlichkeit (und damit auch vom Naturell) einer Autorin oder eines Autors erfassen.
Und dann erspüren, ob dieser Mensch uns womöglich etwas zu sagen hat. Mir geht es schon lange so, dass mich manche Gedichte (häufig von Sachtypen!) in einer Weise bereichern oder besser: ernähren, dass ich sie immer wieder mit den gleichen Genuss und "Sättigungsgefühl" lesen kann.
Dank des Internets haben wir heute bequemen Zugang zu sehr vielen Gedichten, sogar fremdsprachigen, die ohne Internet nie auch nur in die Nähe einer deutschsprachigen Buchhandlung oder Bibliothek gekommen wären.
Der Tipp der Woche ist also heute eher ein "Geheimtipp der Woche", nämlich der schon verstorbene Dichter Peter Horst Neumann. Er hat einige wunderbare kleine Verse hinterlassen, etwa diese beiden hier:
Wanderlied
(Kurzfassung, reimlos,
für einen gehbehinderten
Freund:)
Bleib stehen.
Es kommt
auf dich zu.
Und ein anderes, "Mutabor" überschrieben, was aus dem Lateinischen stammt und so viel bedeutet wie „ich werde verwandelt werden":
Der Kritiker Jürgen P. Wallmann,
der mich als einen Vogelkundigen
kennt, hat sich nach flüchtiger
Sichtung meiner Gedichte
zu der Behauptung verstiegen,
ein Ornithologe sei eben doch kein Vogel.
Dagegen erkläre ich hier von oben herab:
"Im September vorigen Jahres
begab ich mich in mein Schlaf-
zimmer, öffnete das Fenster weit,
verzauberte mich und flog davon.
Ich habe es nicht bereut".
Beide zitiert und mit originalem Zeilenfall aus dem Sammelband "Pfingsten in Babylon / Die Erfindung der Schere" (Rimbaud)
Mehr zum Autor auf http://www.peterhorstneumann.de/
P.S. der Gedichtband von Peter Horst Neumann, den ich antiquarisch für wenig Geld erstanden habe, stellte sich als ein ungelesenes Exemplar heraus, das der Dichter wohl mit persönlicher Widmung verschenkt hatte; offenbar hatte jemand da keinen Sinn für Gedichte und hat es weiterverkauft – jetzt ist es bei mir und vielen anderen Büchern in guter Gesellschaft :)
Werner Winkler, Februar 2023
Da ich gerade (wie im anbrechenden Frühjahr üblich) durch Haselnuss-Pollen gedanklich weitgehend lahmgelegt bin, muss ich mir mit starker Ablenkung behelfen – das ist das Einzige, was neben Schlafen vor der Schniefnase rettet.
Eine sehr gute Ablenkung sind für mich spannende Filme, Reportagen oder auch lustige Sachen. So habe ich einige sehr witzige Filme mit Helge Schneider auf YouTube entdeckt, die mich tränenreich lachen und meine Schniefnase plus Heufieber vergessen ließen – zum Beispiel eine Szene, in der er (ich schätze ihn ob seiner vielen Talente, seiner sagenhaften Grimassen und seinem spitzbübischen Humor vorläufig als Beziehungstypen ein) dem damaligen Außenminister Sigmar Gabriel (vermutlich auch Beziehungstyp) Ratschläge erteilt: https://www.youtube.com/watch?v=IZ1PVq5Bf0U
Wer also, warum auch immer, etwas zum Lachen braucht, ist bei Helge Schneider in der Regel gut aufgehoben, ebenso, wer Jazz-Improvisationen mag: https://www.youtube.com/watch?v=H77OMIt8I78
Und hier ist zum Beispiel seine ernsthafte Seite zu sehen; da fällt er nicht in seiner Komikerrolle, sondern spricht ganz normal: https://www.youtube.com/watch?v=qW_7l5RLU10
Gerne lese ich in meinem Posteingang Tipps für andere lustige und möglichst geistreiche Ablenkungen :)
Werner Winkler, Februar 2023
Die Sängerin Annie Lennox ist weltberühmt – aber wer kennt ihren langjährigen Partner bei den Eurythmics, den Gittaristen Dave Stuart?
In einer sehenswerten aktuellen ARTE-Doku lässt sich ein Grund gut erkennen: Stuart ist offenbar Sachtyp, Lennox Handlungstyp. Es ist spannend und interessant zu sehen, wie die beiden musikalisch und zeitweise auch in privater Beziehung interagiert haben. Das Thema "Verschiedenheit" kommt dabei häufig zur Sprache, ebenso die scheinbare Unüberwindbarkeit dieser Unterschiede - genauso aber auch, wie diese den Erfolg mit möglich gemacht haben.
Gegen Ende der Doku geht es dann vor allem um das nach-musikalische Engagement von Annie Lennox. Auch hier bekommt der Typverdacht "Handlungstyp-Naturell" reichlich Futter.
Auf ARTE nur kurz verfügbar, aber auf YouTube vermutlich dauerhaft, deshalb dieser Link: https://www.youtube.com/watch?v=jMxa0rqNJlw
Werner Winkler, Februar 2023
In der einfachen Form geht es darum, dass sowohl
- eine Situationsbeschreibung bzw. Bestandsaufnahme (Start für Beziehungstyp)
- eine Auflistung der Problemthemen (Start für Sachtyp) sowie
- die möglichen Ziele oder Lösungsmöglichkeiten (Start für Handlungstyp)
erörtert werden – z. B. in der Psychotherapie, Beratung oder im Coaching.
Da unsere drei Grundtypen meist typgerecht in ihrer Ecke starten und die nächste Ecke, die ihre Ressource darstellt, vermeiden, kann hier die naturellwissenschaftliche Expertise zu einer optimierten und gut strukturierbaren Vorgehensweise verhelfen.
Nun lassen sich diese drei Prozessschritte auch mit zusätzlichen Begriffen auffüttern und sie so gleich vom Start weg präziser formulieren – und zwar durch Hinzunahme von Qualitäten der anderen Naturelltypen.
Dann sieht es so aus (s. auch im Anhang als Bild):
Startpunkt für Beziehungstypen:
realistische, sachliche Bestandsaufnahme und Situationsbeschreibung sowie die eigene praktische Einbindung darin
Startpunkt für Sachtypen:
praktisch lösbare, vermeidbare bzw. zu ertragende Problemthemen analysieren, inwiefern sie mich konkret betreffen
Startpunkt für Handlungstypen:
positive, freundliche Zielbilder für Lösungsmöglichkeiten entwickeln und entschlossen darauf hinarbeiten
Hat man es mit einer Gruppe zu tun (Team, Familie, Mannschaft usw.) versucht man, alle drei Aspekte anzuschauen und zu bearbeiten.
Beispiel: Ein Unternehmen leidet auf Grund diverser Krisen unter einem Umsatz- und Ertragsrückgang. Das Leitungsteam analysiert sowohl die Situation, macht eine genaue Bestandsaufnahme (auch früherer Erfolge), benennt klar die Problemfelder, die sich zeigen – und entwickelt gemeinsam Zielbilder und Lösungsschritte auf dem Weg zu diesem Ziel.
So werden alle eingebunden, ernst genommen, berücksichtigt und auch in die Verantwortung genommen. Kritisch wird es, wenn in solchen Arbeitsgruppen nur ein Naturell dominiert, z. B. weil die Geschäfts- oder Gruppenleitung ihr eigenes Muster auf die anderen übertragen möchte (und die Macht dazu hat, wie beim Sachtyp-Kanzler Olaf Scholz immer wieder zu beobachten).
Tipp: Einfach mal mit eigenen Anliegen oder mit dem eigenen Team das erweiterte Leitdreieck ausprobieren. Über Rückmeldungen oder Nachfragen freue ich mich wie stets.
Werner Winkler, Februar 2023
P.S. Das Buch von Anne Donath, das ich verlost hatte, hat Philipp B. gewonnen. Danke an alle, die mitgemacht und mir ihre Kommentare bzw. Typverdächtigungen geschickt haben :)
Ein Beispiel dafür ist für mich die Lebenskünstlerin und Autorin Anne Donath. Ich lernte sie vor ca. 20 Jahren kennen, da war sie um die 50 und es war mir rasch klar, was für einen Naturelltyp ich da vor mir hatte. Welcher es meiner Meinung nach ist, verrate ich ausnahmsweise hier nicht, ich möchte den Spaß beim Analysieren nicht nehmen :)
Wer sich für diese ungewöhnliche Frau und ihre praktische Lebensweisheit interessiert, dem empfehle ich einen aktuellen SWR-Kurzfilm:
https://www.swr.de/room-tour/wohnen-auf-4x4-meter-ohne-strom-100.html
Dieser Film wurde seit Mitte Dezember schon über 1,2 Millionen mal angeklickt. Und das sicher nicht nur, weil Anne Donath schon lange, bevor von "Tiny Houses" die Rede war, in einem kleinen Holzhaus ohne Strom mitten in einem schwäbischen Dorf lebt und vor ihrem Ruhestand nur soviel gearbeitet hat, wie für ihr bescheidenes Leben notwendig war.
Auf Ihre/eure Rückmeldungen mit Typverdacht und Begründung bin ich neugierig. Bitte per Mail an naturellwissenschaft@t-online.de schicken. Unter allen Rückmeldungen verlose ich einmal das Buch "Wer wandert, braucht nur, was er tragen kann" von Anne Donath als gebundene Ausgabe.
Werner Winkler, Januar 2022
Dass man den Naturelltyp eines Menschen leichter unter besonderer Beanspruchung oder in Lebenskrisen erkennt als im Alltagsmodus, gehört zum Grundwissen der Naturellwissenschaft.
Beim Lesen der aktuellen ZEIT fielen mir da einige Sätze über Olaf Scholz und den neuen deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, die dieses Phänomen recht gut beleuchten.
Über Scholz steht da im Leitartikel: "Fehler aber gesteht Scholz nicht gern ein, sein Anspruch ist es, die Fehler von morgen bereits gestern durchdacht, erkannt und damit schon so gut wie vermieden zu haben. Der Kanzler tritt zudem am liebsten als Wissender auf, auch da, wo er wie alle anderen ein Lernender ist."
Und über Pistorius ist (ebenfalls in der ZEIT) im Artikel "Der Neue" von Peter Dausend zu lesen: "... als Typen könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein: hier der wortkarge Olaf Scholz, der sein Kanzlersein als Versuchsanordnung versteht, in wild bewegter Zeit die reine Vernunft zu verkörpern, welshalb er die tonlos vorgetragene Grundsatzrede (...) zu seinem Markenzeichen erkoren hat (...) und dort der kommende Verteidigungsminister, der sich als politischer Nahkämpfer versteht, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht und beim politischen Trash-Talk nicht nur über Nehmerqualitäten verfügt, sondern auch mal kräftig austeilen kann - selbst da, wo es nicht zwingend nötig erscheint. Der notorische Defensivspieler Scholz holt sich die Offensivkraft Pistorius ins Kabinettsteam und gibt ihm den nun wichtigsten Posten - das kann noch interessant werden."
Es scheint mir (auch von seinen ersten Auftritten im Amt her) doch ziemlich deutlich, dass Boris Pistorius zu den Handlungstypen zählt, was bei seiner Vorgängerin Christine Lambrecht eher auszuschließen ist.
Werner Winkler, Januar 2023
Nicht jeder kann sich ja mit den britischen Royals anfreunden, auch wenn sie über die Jahre eine ganz unterhaltsame und auch naturellwissenschaftlich interessante Vorstellung abliefern.
Deshalb für die Nicht-Royalisten aus Anlass des 50. Geburtstages der Sesamstraße ein schönes Video: https://www.youtube.com/watch?v=YEKwEq6fqG4
Bert in der Rolle des Handlungstyps (Egal was du sagst, meine Antwort ist Nein!), Ernie natürlich als Beziehungstyp und die Interaktion zwischen den beiden ist einfach zum Wegwerfen komisch :)
Zurück zu den Royals: Hier stehen sich jetzt interessanterweise drei Paare gegenüber, die jeden unserer Naturell-Grundtypen doppelt besetzen: William und Kate (zwei Beziehungstypen), Charles und Camilla (zwei Sachtypen) sowie Harry und Meghan (zwei Handlungstypen, derzeit im Angriffsmodus). Hier wird es in den nächsten Wochen sicher spannend zu beobachten sein, wie die 3x2 sich schlagen bzw. aus der Affäre ziehen. Noch spannender wäre natürlich, alle sechs zu einem Workshop einzuladen und ihnen die Naturellunterschiede zu erläutern. Träumen ist ja erlaubt ...
Werner Winkler, Januar 2023
P.S. Wer keine Rundbriefe aus unserem Verteiler bekommt, aber trotzdem an unserem normalerweise alle zwei Jahre stattfindenden Fachtag Naturellwissenschaft hat, ist herzlich eingeladen, die folgenden Fragen zu beantworten und an die Antworten an naturellwissenschaft@t-online.de zu mailen:
Liebe Mitglieder und Freundinnen/Freunde der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e. V.,
der Vorstand möchte euch/Sie wegen dem (für diesen Herbst bislang in Waiblingen bei Stuttgart geplanten) Fachtag 2023 befragen, um ihn optimal vorbereiten zu können:
1. Hast du/haben Sie prinzipiell Interesse an einem Fachtag zur Naturellwissenschaft?
Antwort: ......
Falls Ja, wäre es dir/Ihnen lieber
a) nur vor Ort
b) nur per Live-Stream online
c) hybrid, d. h. vor Ort plus Live-Stream im Internet
Antwort: ......
(Falls Frage 1 mit Nein beantwortet wurde, ist die Umfrage schon zu Ende.)
2. Falls mit Ja, würde uns interessieren, welche Themen für so einen Fachtag für Sie/für dich von Interesse sind?
Antwort: ......
3. Zu welchen naturellwissenschaftlichen Themen könntest du/könnten Sie selbst einen Beitrag zum Fachtag leisten?
Antwort: ......
4. Möchtest du/möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen?
Antwort: ......
Herzlichen Dank für eine Rückmeldung bis zum 31.1.2023!
Der Vorstand
Petra Schmalzl, Holger Hägele, Werner Winkler
Kürzlich ist der brasilianische Fußballer Pele gestorben, der schon bei oberflächlicher Anlayse gut als Beziehungstyp zu erkennen ist, wie mir scheint.
Wer ein genauer nach Hinweisen suchen und das Leben dieses sympathischen Sportlers Revue passieren lassen möchte, kann dies z. B. mit diesem Film in der ARD-Mediathek tun:
https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/nachruf-peles-weg-zur-fussball-ikone/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvYzBlNzUxYzgtZTdiZi00NzE1LWJjZjQtMjc5OTcxODYyMmNl
Hier gibt es viel zu sehen, was den Typverdacht erhärtet, z. B. die Freundlichkeit, Kreativität und Emotionalität von Pele. Auch kleinere Interviews geben interessante Einblicke in seine Persönlichkeit.
P.S. Über den (vermuteten) Sachtyp-Fußballer Messi sagte ein Reporter neulich während des Endspiels der WM, er "habe das Schleichen zur Kunstform erhoben". Offenbar läuft er oft so langsam übers Feld, dass er fast keine Kraft verbraucht - um sie dann parat zu haben, wenn er gebraucht wird bzw. eine Torchance sieht.
Werner Winkler, Januar 2023
In der ARTE-Mediathek ist noch bis März 2023 (und im TV am Sonntag, 8. Januar um 15:10 Uhr) eine neue Dokumentation über das berühmte Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy zu sehen - sehr gut gemacht, mit vielen Filmausschnitten, Interviews und neu aufgetauchten Bildern.
Auch naturellwissenschaftlich lehrreich und interessant. So werden etwa die Unterschiede der beiden in der Arbeitsmoral geschildert: Während Oliver Hardy nach Ende der Dreharbeiten sofort seinen Freizeitvergnügungen nachgeht (Golf spielen, Essen, Pferderennen), verbringt Stan Laurel fast seine ganze Zeit mit Arbeiten, Nacharbeiten oder Vorarbeiten. Über ihn heißt es auch, dass er privat eine völlig andere Haltung zeigte als in der Filmrolle.
Spannend auch, wie sich beide für sich und in ihrer freundschaftlichen Beziehung im Lauf der Jahre entwickelt haben. Oder wie wichtig für Stan Laurel die sozialen Kontakte auch nach Ende seiner Karriere waren.
Mein Tipp daher: Sehr sehenswert!
https://www.arte.tv/de/videos/045366-000-A/laurel-und-hardy/
Werner Winkler, Januar 2023
Neulich habe ich eine Reportage gesehen, die mich wegen der Thematik (Permakultur, Gärtnerei) interessierte, da ich als Schüler lange in einer Gärtnerei gejobbt habe.
Es ging um eine Gärtnerei in Frankfurt, die sich mit einer Gruppe Hobby-GärtnerInnen zusammengetan hat, weil das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig war.
Im Laufe des interessanten Films fiel mir jedoch auf, dass es gleichzeitig ein recht lehrreicher Film in Sachen Naturelltypen, speziell Handlungstypen ist. Denn die Gärtnermeisterin und auch eine der drei Hauptfiguren zeigen sehr deutliche Merkmale dieses Naturelltyps – und die zweite Hauptfigur ist offenkundig Beziehungstyp, was auch in der Interaktion der drei spannende Momente hervorbringt.
Die Reportage ist ca. 1,5 Std. lang und begleitet das Projekt fast ein Jahr lang. Also ideal um in den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ein paar Plätzchen zu knabbern, einen heißen Tee zu trinken und sich diesen Film in der ARD-Mediathek anzusehen:
https://www.ardmediathek.de/video/erlebnis-hessen/erfolgreich-mit-permakultur/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xODgxODY
Viel Vergnügen damit und erholsame Feiertage!
Werner Winkler, Dezember 2022
P.S. Inzwischen sind über 400 Bücher "Warum Kinder so verschieden sind" verschickt. Gerne verlängere ich das Angebot an KollegInnen (so lange Vorrat reicht) noch ins Neue Jahr: 2 Euro/Stück inkl. Versand, unabhängig von der Menge.
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Aktivität":
Eine Fühler-Sekretärin nimmt die Stimmungen ihrer Vorgesetzten und Kolleginnen permanent wahr und fühlt sich häufig dadurch in ihrer Konzentration beeinträchtigt – zumal sie zu den Beziehungstypen gehört und gerne allen irgendwie helfen und ihr Mitgefühl zeigen möchte. Als sie einmal von ihrer Chefin mit dem Satz gelobt wird, sie sei ja so etwas wie die Erdbebenwarte in der Firma und wie toll es sei, dass sie so sensible Antennen fürs Zwischenmenschliche habe, ist sie zunächst erschrocken. Nachdem sie jedoch darüber geschlafen hat, kann sie ihre Veranlagung als Stärke akzeptieren und nimmt sich vor, besser zu lernen, ihre Antennen auszuschalten, wenn sie sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe konzentrieren muss.
Ein Denker-Fußballtrainer steht häufig während des Spiels still am Spielfeldrand und analysiert das Spielgeschehen. Sein neuer Co-Trainer fragt ihn nach der ersten Halbzeit in seinem neuen Job, ob er ihm vielleicht ab und zu sagen könne, was in seinem Kopf vor sich geht – er könne sicher noch etwas davon lernen. Erst da fällt dem Denker auf, dass er es dem Neuen schuldig ist, seine Gedanken in Worte zu fassen. Sein früherer, langjähriger Co-Trainer wusste nämlich mit der Zeit schon, was er dachte und reagierte von sich aus entsprechend.
Eine Macher-Verkaufsleiterin stieß ihre Kollegen und Kolleginnen im Team regelmäßig damit vor den Kopf, dass sie einfach losredete, wenn ihr etwas auffiel – sowohl Positives wie Negatives. Ein neuer Mitarbeiter (ebenfalls Macher vom Untertyp her) beschwerte sich über eine in seinen Augen unangemessene Kritik vor versammelter Mannschaft im gleichen Tonfall, worauf die ganze Runde ob der Dreistigkeit erstarrte und auf eine noch schlimmere Reaktion der Verkaufsleiterin wartete. Diese riss jedoch zunächst die Augen auf, als ob sie sich verhört hatte, lachte dann aber übers ganze Gesicht und klopfte anerkennend auf den Tisch: So eine klare Ansage gefalle ihr! Das wünsche sie sich öfters! Und ja, sie gab ihm recht, sie hatte wieder einmal zu schnell geredet und keinen Filter zwischen Kopf und Mund eingeschaltet. Aber die anderen würden sie ja kennen und wissen, dass sie nicht alles so drastisch meinte, wie es im ersten Moment klingen würde. Das entspannte Grinsen in der Runde gab ihr jedoch das Gefühl, dass dem nicht unbedingt immer so war ...
Werner Winkler, Dezember 2022
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft (auch im Sinne von: einen Spiegel vorhalten) und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Zeit":
Ein gegenwartsorientierter Professor wird durch die Corona-Pandemie daran gehindert, einen sorgsam vorbereiteten Vortrag zu halten. Dieser wird von der Universität stattdessen als PDF-Datei zum Download für die Studierenden angeboten. Nach Pandemie-Ende fragt ihn die Fachbereichsleiterin an, ob er seinen Vortrag nun im Rahmen der nächsten Fachkonferenz halten möchte. Er lehnt zunächst mit dem Verweis ab, dass der Vortrag doch schon so alt wäre, lässt sich jedoch mit dem Argument überzeugen, dass das Thema an sich eher zeitlos und für viele Studierenden weiterhin aktuell wäre, auch wenn er selbst damit im Prinzip schon abgeschlossen hatte.
Eine vergangenheitsorientierte (Handlungstyp-)Ärztin lernt in einem Seminar über die Naturelltypen und deren typspezifisches Verhalten im Krankheitsfall. Sie erkennt, dass ihr besonders die männlichen Sachtyp-Patienten unangenehm sind und entwickelt eine Aversion, wenn sie einen solchen zu erkennen glaubt. Durch den Hinweis einer Kollegin auf ihren starken Vergangenheitsbezug wird ihr jedoch klar, dass sie selbst wesentlichen Einfluss auf das Zustandekommen einer guten Ärztin-Patienten-Beziehung hat und nimmt sich für die Zukunft vor, hier offen-neugieriger zu sein anstatt ihren eigenen Vorerfahrungen zu viel Gewicht zu geben (und damit häufig eine selbsterfüllende Prophezeihung auszulösen).
Ein zukunftsorientierter Klimawissenschaftler liegt immer häufiger in der Nacht wach, weil ihm die Zukunft des Ökosystems große Sorgen bereitet. Als er jedoch im Fachartikel einer Psychologin darüber liest, dass es vielen anderen, die eher vorausdenkend und -handelnd strukturiert sind, ähnlich ergeht, kann er seine Schlafstörung als gesunde Reaktion seiner Psyche akzeptieren. Er lernt, auch seine Gedanken zum Thema auf die Zukunft (in der Regel auf den nächsten Tag oder die nächste Diskussionsrunde im Kolleg:innenkreis) zu verschieben, bis sie ihn nicht mehr am Schlafen hindern.
Werner Winkler, Dezember 2022
Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.
Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Verbundenheit":
Eine du-verbundene Lehrerin gerät permanent in Stress, weil sie sich auch in größeren Klassen möglichst mit jedem einzelnen Kind gut verstehen und es individuell unterstützen möchte. Eine Kollegin rät ihr, sich nicht als Mutter der ganzen Klasse zu sehen, sondern eher als Trainerin einer großen Mannschaft. So verlagert sich ihr Fokus auf ihre eigene Haltung.
Ein ich-verbundener Grafik-Designer wird häufig für seine sehr individuellen Gestaltungen gelobt und deshalb auch engagiert. Er gerät jedoch regelmäßig in Konflikte, wenn er es nicht nur mit einem Auftraggeber zu tun hat, sondern mit einem größeren Team. Er bezieht zu viel auf sich und lädt sich zu viel Verantwortung auf. Erst als ihn der Teamleiter nach einer Sitzung beiseite nimmt und ihm deutlich sagt, dass er hier in einer Gruppensportart und nicht in einem Einzelsport tätig ist, realisiert er seine Einseitigkeit.
Ein wir-verbundener Fußballtrainer äußert nach einer hohen Niederlage seines Teams in der Nachbesprechung den Satz: Es geht hier vor allem um die Mannschaft. Jeder Einzelne ist ersetzbar! Darauf fragt der Spielführer zurück, wen konkret er denn damit meine und ob er sich selbst in diese Einschätzung einschließe. Als er in die enttäuschten Gesichter schaut, wird ihm sein Fehler bewusst und er entschuldigt sich.
Ein so komplexes Phänomen wie das Naturell lässt sich in Alltagssituationen kaum angemessen erklären. Dafür braucht es schon etwas mehr Zeit, ein Buch, ein Seminar usw.
Aber das Benennen naturelltypischer Verhaltensweisen kann durchaus Sinn und einen Unterschied zum Besseren machen. Drei Beispiele:
Ein Beziehungstyp liest auf dem Instagram-Kanal seiner Firma einen Kommentar, den er als unangemessen empfindet. Er schickt ihn seinem Vorgesetzten, der es ähnlich sieht und sich ebenfalls aufregt. Da sie sich aber unsicher sind, wie sie reagieren sollen, zeigen sie den fraglichen Satz einer weiteren Kollegin. Sie liest ihn jedoch ganz anders, neutraler, und meint: Ihr seid aber ziemlich dramatisch drauf! Sie überzeugt die beiden, nur kurz und sachlich zu reagieren und die Angelegenheit nicht zu eskalieren.
Ein Sachtyp brütet über den anstehenden Investitionen seines Handwerksbetriebs. Er zögert und zweifelt die bisher getroffenen Vorentscheidungen an, entwickelt Existenzängste und kann kaum noch schlafen. Seine Frau bringt ihm ein Glas Tee an den Schreibtisch, als er frühmorgens schon wieder Excel-Tabellen bearbeitet und meint: Na, will der Herr Professor mal wieder jedes Risiko vermeiden? Dann erinnert sie ihn daran, dass sich diese Szene in den 30 Jahren ihrer Ehe fast jährlich wiederholt hat. Er versteht, dass er sich einen Ruck geben und das Risiko eingehen muss, auch einmal einen Fehler zu machen, wenn er Unternehmer sein möchte und nicht nur Handwerker.
Eine Handlungstyp-Frau macht seit längerer Zeit pro Woche 10-20 unbezahlte Überstunden. Dadurch vernachlässigt sie ihren Schlaf, eine angemessene Ernährung und die ihr sonst so wichtigen sozialen Kontakte. Ihre Partnerin schlägt vor, sie solle doch ihren Stellenumfang auf 150 % aufstocken, dann würde sie auf 50 % reduzieren und sich mehr um den Garten kümmern. Dermaßen konfrontiert (und überholt) muss sie lachen und erkennt ihr schädliches Verhaltensmuster.
Solche alltagsintegrierten und typgerechten Interventionen brauchen kein Psychologiestudium oder vertiefte naturellwissenschaftliche Kenntnisse. Speziell wenn es um Menschen geht, mit denen wir viel Zeit verbringen. Dann ist von unserer Seite aus ein gesunder Blick möglich - und das in der Beziehung vorhandene Vertrauen ermöglicht die Annahme des (kritischen) Feedbacks.
Im Übrigen gelten die oben für die drei Grundtypen beschriebenen Beispiele auch für die Untertypen. Dazu demnächst mehr Beispiele.
Werner Winkler, November 2022
Eine aufmerksame Kollegin hat mir dieser Tage ein kurzes Video geschickt, in dem sich Thomas Gottschalk mit Frank Elstner anlässlich dessen 80. Geburtstages unterhält.
Dabei kommen auch die Unterschiede zwischen einem vergangenheitsorientierten (Gottschalk) und zukunftsorientierten (Elstner) Menschen recht gut zum Vorschein; sie sprechen sogar selbst das Thema an.
Ob die geschilderten Vorlieben aus dem Naturelltyp resultieren oder aus anderen Ursachen, wissen wir natürlich nicht. Aber ich finde es spannend, dass diese beiden hier über Unterschiede sprechen, die wir auch in der Naturellwissenschaft beobachten.
Hier zu sehen: https://fb.watch/gTOKIelU2F/
Werner Winkler, November 2022
Heute möchte ich einen Dokumentationsfilm empfehlen, bei dem man naturellwissenschaftliche Studien mit guter Unterhaltung verbinden kann.
In der ARD-Mediathek gibt es derzeit einen Film über die Olympia-Goldmedaillen-Gewinner im Eiskunstlauf, die ukrainische Sportlerin Aljona Savchenko und den aus Frankreich stammenden Bruno Massot. Sie zeigt deren Vorgeschichte und biografische Entwicklung anhand ihrer sportlichen Karriere auf - mit vielen Interviews, auch von Trainern und Weggefährten der beiden.
Dass Aljona Savchenko eine Handlungstyp-Frau ist, wird dabei rasch klar. Sie sagt z. B. über sich: „Ich brauche keinen Druck, ich mache mir schon selbst genug Druck.” oder auch „Es war von vorneherein für mich klar: Entweder 100 Prozent oder gar nicht.” Ein Trainer sagt über sie: „Aljona ist zwar ein Fliegengewicht, aber charakterlich ein schwerer Brocken.”
Auch ihre Körperspannung und Haltung beim Eislaufen ist sehr handlungstypisch und gut zu erkennen. Spannender ist die Einschätzung ihrer beiden Eislaufpartner. Zuerst Robin Szolkowy, den ich als Beziehungstyp sehe. Dann Bruno Massot, mit dem sie die Goldmedaille gewann: Er hat sofort die Zusammenarbeit mit dem bisherigen (Handlungstyp-)Trainer verweigert, was für einen Sachtyp, als den ich ihn einschätze, durchaus verständlich ist.
Sein langjähriger Trainer, der sein Talent entdeckt hat, sagt über ihn: „Er ist hochbegabt, aber etwas trainingsfaul.” Es ist aber im Film gut zu sehen, dass er sehr sachtypisch durch ein attraktives Ziel motiviert wird und sich dann auch körperlich massiv verausgabt, um das Ziel zu erreichen. Danach (nach der Goldmedaille) ist es aber auch gut. Dann will er noch etwas Geld verdienen und sich nicht mehr übermäßig körperlich anstrengen bzw. quälen.
Interessant auch, dass der neue Trainer Alex König wohl Beziehungstyp ist. Er leidet emotional stark mit (im Film während der Kür, die zu Gold führt, gut zu sehen), freut sich aber auch wie ein Kind, wenn etwas gelingt. Ein deutlicher Unterschied zum Handlungstyp-Trainer, der bestimmt auch Anteil am letztendlichen Erfolg hatte.
Die Dokumentation ist ca. eineinhalb Stunden lang und noch einige Zeit in der Mediathek verfügbar:
https://www.ardmediathek.de/video/dox-der-dokumentarfilm-im-br/die-kuer-ihres-lebens-oder-doku/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzMzYWQ0NWEzLWEwNWEtNGNmYy1iOGE0LTRjM2NmYzliMmI5Mg (evtl. den Link herauskopieren und von Hand in die Browserzeile einfügen)
Wer nicht so viel Zeit hat und nur den Gold-Lauf sehen möchte, der ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=oI-cJJhsiRI
Werner Winkler, November 2022
Als ich neulich davon hörte, dass eine Sängerin namens Taylor Swift es als erste geschafft hatte, sämtlichen vorderen Plätze der US-Album-Charts zu belegen, musste ich mir eingestehen, dass ich kein einziges Lied von ihr kannte (also bewusst).
Beim ersten Hören, als ich mich diesem Phänomen widmete, klang sie für mich eher langweilig. Ich verstand nicht, warum sie so einen Hype auslöst, warum so viele sie vergöttern und ihre selbst geschriebenen Lieder auswendig kennen.
Aber da es mich interessierte, zu welcher Gruppe von Naturelltypen sie wohl gehört, habe ich mir Interviews mit ihr angesehen, vor allem frühe (als sie um die 18 Jahre alt war und noch ganz frisch im Musikgeschäft).
Ergebnis: Sie scheint Beziehungstyp zu sein, vielleicht ein ich-bezogener. Sie wollte nach ihrer eigenen Aussage schon als Kind immer „dazugehören”, aber es funktionierte nicht gut, weil sie zu speziell war, zu „eigen”. Das erscheint mir typisch für Menschen mit starkem Ich-Bezug.
In einem Interview sagte sie z. B. (sehr beziehungstypisch): „I’m bored like a 100 percent of my freetime”. Oder gefragt, was sie am Internet stört, ist ihre erste spontane Antwort: „People write: I hate her, she is ugly.” - also typisch für einen Beziehungstyp, der geliebt werden will und schön sein.
Recht typisch auch ihre Antwort, was sie von der Zukunft erwartet (gefragt, als sie 18 ist): „The thing I learned about life is that I know absolutely nothing compared to what I am going to know”. Damit hat sie bei ihrem immensen Erfolg völlig recht behalten.
Wer selbst nachsehen möchte, hier drei Links mit sehenswerten Videos:
- ein frühes Interview mit ihr: https://www.youtube.com/watch?v=vBgiDYBCuxY
- Aufnahmen von ihrem ersten Konzert (da war sie 16!): https://www.youtube.com/watch?v=r1gnUa0nb6E
- mehr Aufnahmen aus der Kindheit in einem längeren Beitrag, aus dem auch die beiden obigen Zitate stammen: https://www.youtube.com/watch?v=WWxhIIdNQzI
- hier ein Video, in dem sie sehr beziehungstypisch ein Beziehungsdrama spielt und vertont: https://www.youtube.com/watch?v=e-ORhEE9VVg
Inzwischen ist sie über 30 und wirkt ziemlich abgeklärt, aber trotzdem noch spontan und freundlich. Spannend fand ich, dass sie ein älteres Lied, das auf einem früheren Album von den Produzenten stark gekürzt wurde, dann in der ursprünglichen 10-Minuten-Version herausbrachte, als sie das Album nochmal neu aufnahm. Zudem drehte sie gleich noch einen Kurzfilm dazu, der auf YouTube zu sehen ist (Achtung: sehr beziehungstypisch emotional und eher rührselig!): https://www.youtube.com/watch?v=tollGa3S0o8
Es wird interessant zu beobachten sein, wie sie sich weiter entwickelt. Und ob sie neben der Musik noch andere Themen findet, die ihr wichtig sind. Gerade in diesem Alter (zwischen 30 und 35) wäre das für einen Beziehungstyp nicht weiter verwunderlich. Auch große Erfolge werden ja irgendwann langweilig für diese Typfamilie ...
Werner Winkler, November 2022
Ab und zu taucht aus der Masse der neuen Filme und Serien eine Ausnahme auf, bei denen man denkt: Das sollten möglichst viele Leute sehen, so gut ist das gemacht.
Seit dem Frühjahr und noch bis März 2023 gibt es bei ARTE eine Miniserie mit dem Titel "State of Happiness", die in diese Rubrik fällt.
Wie in vielen guten Filmen sind auch hier die Naturelltypen und ihre Interaktionen teilweise sehr gut zu erkennen. Die Dialoge sind durchdacht, die Geschichten glaubwürdig. Und gleichzeitig bekommt man einen Einblick in die Lebenswelt der 1960er-Jahre, inklusive die damalige Mode, den Stand der Technik und welche Weltanschauungen damals vorherrschten bzw. aufeinander trafen.
Deshalb meine heutige Empfehlung, z. B. für lange Herbstabende oder einen freien Tag: State of Happiness!
Hier gibt die erste Folge (alle kostenlos) zu sehen:
https://www.arte.tv/de/videos/104749-001-A/state-of-happiness-1-8/
Werner Winkler, Oktober 2022
Neulich fiel mir beim Blick aus dem Fenster (wir wohnen über einer Einkaufsstraße) wieder ein Eltern-Kleinkind-Paar auf, das einen interessanten Machtkampf austrug.
Die Mutter wollte frühmorgens wohl rasch an ihr Ziel kommen, das ca. 3-jährige Kind stattdessen lieber den Spaziergang dazu nutzen, alles Interessante ausführlich anzuschauen oder anzufassen. Erst zog die Mutter noch am Arm. Als das Kind sich freimachte, wechselte sie zu verbalem Antrieb, den das Kind geflissentlich ignorierte. Stattdessen bewunderte es die Schönheit eines behauenen Steins in einer Hausmauer.
Als ich kurz darauf im Buch "Warum Kinder so verschieden sind" blätterte (in Vorbereitung auf eine Neuauflage), fiel mir dort der Satz auf: "Behandle den anderen so, wie ER selbst behandelt werden will."
Die besagte Mutter hatte wohl eher das Motto "Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden willst" im Kopf. Sie trieb sich selbst zur Eile an und deshalb auch ihr Kind, trotz dessen viel kürzerer Beine.
Ganz klar: Es macht Mühe, andere ihrem eigenen Wesen nach zu behandeln. Dafür muss ich sie erst einmal kennenlernen, beobachten, verstehen. Eine kleine Abkürzung bei dieser Mühe bietet uns die Naturellwissenschaft – denn haben wir erst einmal den Naturelltyp eines Gegenübers erkannt, können wir daraus einige wichtige Tipps ableiten, wie diese Person denn gerne behandelt würde.
Vor allem dann, wenn die andere Person nicht zum gleichen Naturelltyp gehört wie wir selbst, kann das einen deutlichen Unterschied bedeuten (sowohl für uns selbst und unser Verhalten als auch für den anderen, der davon profitiert).
Tipp hierzu: nochmal im oben genannten Buch nachlesen, was für den typgerechten Umgang mit Kindern besonders wichtig ist (und auch für Erwachsene noch zu großen Teilen gilt). Wer das Buch noch nicht im Regal hat, bitte das P. S. hier beachten. Leider kann ich den Text noch nicht als PDF zur Verfügung stellen, da die Rückgabe der Rechte und die Neuauflage noch ein bisschen dauern.
Werner Winkler, Oktober 2022
P.S. Letzte Woche schrieb mich der Verlag an, der das oben genannte, 2006 entstandene Buch "Warum Kinder so verschieden sind" herausgegeben hatte.
Sie überlassen mir die restlichen Bücher der Erstauflage. Ich kann also demnächst über 1000 Exemplare zum Preis von 2 Euro (inkl. Versand) an Interessierte abgeben. Wer sich schon welche vorbestellen möchte, kann das ab sofort tun. Lieferung so lange Vorrat reicht.
In letzter Zeit kommt mir immer wieder die Gedichtzeile aus Bertolt Brechts "An die Nachgeborenen" in den Sinn:
"Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!"
Müssten wir statt über "Bäume" oder auch über Naturellwissenschaft öfter über den Krieg Putins gegen die Ukraine reden? Über die Menschenrechte im Iran oder die Corona-Toten? Über die schlimme Dürre mit darauf folgenden Überschwemmungen in Pakistan im Speziellen oder die Erderwärmung im Allgemeinen? Über Jemen, Somalia, den Libanon oder Afghanistan? Über steigende Preise oder drohende Stromausfälle?
Bertholt Brecht löst das Dilemma, gleichzeitig in einer aufgewühlten Zeit und in einem alltäglich-normalen Leben zu existieren, am Ende seines Gedichts an die Nachgeborenen so auf:
"Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht."
Denn selbstverständlich müssen wir auch über Bäume, über Gedichte oder über Naturellwissenschaft sprechen. Weil wir als Menschen auf das Gespräch, den Austausch, die Kommunikation, die Gedanken und Wahrnehmungen anderer angewiesen sind - ob von Angesicht zu Angesicht, am Telefon, per Brief, Mail oder Whatsapp (in dieser Reihenfolge!).
Was wir als Naturellwissenschaftler:innen wissen: Als Beziehungstypen sollten wir öfters über Kritisches und Riskantes sprechen, als Sachtypen über das offenkundig Negative, als Handlungstypen über Schönes, Lustiges und Gutes.
Und weil zum Gespräch das Zuhören gehört, lautet mein Tipp heute auch, das ganze Gedicht Brechts zu lesen. Hier ist es im Netz zu finden: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/die-nachgeborenen-740
Wobei man natürlich einschränkend mit Reiner Kunze sagen kann: "Nicht jedes Gedicht eines jeden Dichters ist in jedem Augenblick etwas für jeden."
Werner Winkler, Oktober 2022
Neulich erhielt ich wieder eine Anfrage nach Inhalten einer nicht mehr im Internet verfügbaren Webseite.
Tatsächlich habe ich viele Inhalte der frühen Webseiten in meine Bücher "Das Naturell" übertragen. Sie sind auf der Vereinsseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html kostenlos zugänglich und natürlich auch bei Amazon käuflich zu erwerben.
Einige Inhalte konnten jedoch aus rechtlichen Gründen nicht in die Bücher übernommen werden oder ich fand sie aus fachlicher Sicht nicht mehr zu 100 % vertretbar.
Wenn Sie nachsehen wollen, was früher im Netz verfügbar war, können Sie dies jederzeit auf die Webseite "Waybackmachine" tun. Die archivieren so ziemlich alles: https://web.archive.org/ – geben Sie einfach die gesuchte Webseite ins Suchfeld ein, dann können Sie sehen, welche Versionen (etwa von www.psychographium.de oder www.psychographie.de) archiviert sind und diese anschauen; auch die erste Version der Webseite aus dem Jahr 1999: https://web.archive.org/web/19991214230303/http://psychographie.de/
Werner Winkler, Oktober 2022
Eine der nützlichsten Erkenntnisse aus der Naturellwissenschaft scheint mir die, dass es leichter wird, zwischen "mehr vom selben" und "etwas anderem" zu unterscheiden.
Häufig verschärfen sich Probleme ja dadurch, dass jemand mehr von dem versucht, was seinem Naturell entspricht (und ihn häufig überhaupt erst in die problematische Lage gebracht hat). Beispiel Wladimir Putin: Er versucht es mit immer mehr Druck, Gewalt, Kampf, Lügen etc., was seinem Handlungstyp-Muster für Erfolg entspricht und ihm in den letzten Jahren wohl auch nützlich war. Anstatt aber endlich den erhofften ganz großen Erfolg damit zu haben und weltweit respektiert zu werden, wird er immer unbeliebter und verliert früher oder später seine Macht. In weniger extremen Fällen sieht man Handlungstypen darin ihr Glück suchen, dass sie immer mehr arbeiten, immer perfekter werden möchten oder immer mehr Reichtum anhäufen.
Bei Beziehungstypen lässt sich beobachten, dass sie versuchen, immer netter, hübscher oder freundlicher zu werden oder mehr Freunde zu haben (im Zeitalter der Sozialen Medien in Form von Klicks, Freunden oder Kontakten scheinbar sehr gut messbar). Trotz scheinbarem Erfolg bleibt aber ihr Gefühl aus, ein sinnvolles Leben zu führen.
Sachtypen, die "mehr vom selben" versuchen, sammeln immer mehr Wissen und Informationen, machen eine Fortbildung nach der anderen, stapeln gelesene Bücher in ihren Regalen, werden scheinbar immer klüger, wirken aber auf ihre Umwelt häufig dem Alltag nicht gewachsen. Sie wissen dann oft von einem Thema so viel, dass sie von allem anderen gar nichts mehr verstehen. In ihren eigenen Augen werden sie so zum verkannten Genie oder sie fühlen sich übersehen und ignoriert, weil sich die wenigen Menschen, die ihr angehäuftes Wissen wertschätzen könnten, sie nicht genügend beachten.
Was ist nun das "Andere", das aus diesen naturelltypischen Fallen hilft oder vor den Extremen schützt? Es ist die wohldosierte Aneignung derjenigen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die bei denjenigen Naturellen zu beobachten ist, die unsere jeweiligen Ressourcen bzw. Entwicklungsbereiche ausleben:
Ein Handlungstyp kann also mehr auf positive emotionale Verbundenheit, auf Zuneigung, Liebe und Freundlichkeit setzen. Ein Beziehungstyp auf vertieftes Lernen, genaues Informieren und ausreichend Zeit zur Pflege eines einzelnen Themas, das ihn bisher nur oberflächlich interessiert. Und die Sachtypen entgehen dem "Mehr-vom-selben-Muster", indem sie ihre gesammelten Erkenntnisse in praktisch verwertbare Anwendungen übertragen und vielleicht auch anderen verfügbar machen.
Drei positive Beispiele dazu, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind: Bundeskanzler Scholz zeigt sich nicht nur als wissend-überheblicher Sachtyp, sondern auch als jemand, der praktische Problemlösungen sucht und mutig umsetzt. Und die Außenministerin Baerbock (Beziehungstyp) hat offenbar verstanden, dass sie nicht damit punktet, dass sie einen scheinbar glänzenden Lebenslauf vorlegt, sondern sich fachlich so gut in Themen einarbeitet, dass sie sich mit ihren Kenntnissen Respekt verschafft. Beim Finanzminister Lindner (Handlungstyp) lässt sich beobachten, dass er nicht mehr nur auf die Zahlen und die korrekte Einhaltung der Regeln achtet, sondern nun auch versteht, dass hinter den Zahlen konkrete Menschen und Schicksale stehen und dass er mithelfen kann, deren finanziellen Problem zu lindern ...
Werner Winkler, Oktober 2022
Nicht nur zur Aufheiterung, aber auch, empfehle ich diese Woche das Nachhören der Musikalischen Monatsrevue des Kabarettisten Lars Reichow – einem klugen, wortgewandten Handlungstyp feinster Ausprägung: https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/lars-reichow-die-musikalische-monatsrevue-september-2022-100.html
Nicht nur sein Lied "Ich wär so gern ein König" ist hörenswert, auch die Beschreibung der Interaktion mit seiner Beziehungstyp-Frau, die völlig anders an die Hürden des Alltags herangeht - sei es das Einrichten des neuen Fernsehers, sei es der Einkauf einer neuen Hose.
Hier wird wieder einmal deutlich, dass die Kenntnis der Naturelltypen neben wertvollen Erkenntnissen auch immer wieder Anlass zur Heiterkeit bietet, die Nicht-Wissenden vorenthalten bleibt. :)
Eine lohnenswerte Dreiviertelstunde am Radio, vielleicht für den ersten Regen-Herbsttag oder wenn man etwas Bedarf nach mehr Licht in der Seele verspürt ...
Werner Winkler, September 2022
Wie bei manchen Filmen gibt es auch in Unterhaltungs-Serien solche, bei denen unsere drei Naturell-Grundtypen überdeutlich auftauchen. Sie taugen daher als Lehrfilme zur Naturellwissenschaft.
Ein sehr unterhaltsames, teilweise lustiges und zudem (US-)gesellschaftskritisches Beispiel ist die eher harmlos daherkommende Serie "Superstore". Darin wird der Alltag eines Warenhauses und die Interaktion ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. die mit der Kundschaft und der Geschäftsleitung thematisiert.
Speziell bei den Hauptfiguren sind die Typunterschiede sehr deutlich erkennbar und ihr Verhalten sowie ihre Interaktion ist über die Serie hinweg häufig besonders typisch.
Hier ein Teaser: https://www.youtube.com/watch?v=NgZXnTZbF3g
Die Serie läuft teilweise im TV, aber auch bei Netflix.
P.S. Wer keine Serien mag, kann sich derzeit auch alternativ die drei Hauptakteure der Ampel-Koalition ansehen: Olaf Scholz (Sachtyp), Christian Lindner (Handlungstyp) und Robert Habeck (Beziehungstyp) – aus Naturellsicht im Grunde eine gute Kombination der Kompetenzen.
Werner Winkler, September 2022
Über den Sommer und falls man im Urlaub auf Reisen war, erlebt man gerne etwas, das man besonders geschätzt hat. Oder man getraut bzw. genehmigt sich Dinge, die man sonst im Jahr eher nicht tut.
Steve de Shazer hat die therapeutische Frage "Was ist so gut, dass es bleiben soll?" häufig als Universalschlüssel genutzt, um den Fokus auf das Wertvolle und Erhaltenswerte zu lenken; speziell in Zeiten der Veränderung.
Vielleicht lohnt es sich, gerade jetzt, wenn sich Vieles ändert, eine Liste von Bleibenswertem anzulegen und das zu pflegen, was uns wertvoll ist und bei dem wir selbst mitbestimmen können, ob es uns erhalten bleibt.
Ebenso kann es sinnvoll sein, nach vergessenem Gutem zu fahnden. Wie leicht geht etwas verloren, das einen wertvollen Beitrag zum guten Leben geleistet hat! Hier setzen z. B. Rituale und Gewohnheiten an, damit das Wertvolle durch Gewöhnung immer wieder auf die Tagesordnung kommt - oft über Generationen hinweg.
Werner Winkler, September 2022
Bevor ich mich mit den Tipps der Woche in die Sommerpause verabschiede, möchte ich noch auf einen interessanten Vortrag des Philosophen Wilhelm Schmid über Kreativität hinweisen.
Häufig sind ja solche "Weisheiten" stark vom eigenen Naturell geprägt, so dass ein Großteil der Zuhörenden nicht so viel damit anfangen kann. In manchen Fällen jedoch (so auch hier) scheint eine vom Naturell unabhängige, übergreifende Sichtweise zu gelingen, von der praktisch Jede/r etwas mitnehmen kann.
Der Vortrag ist auf SWR2-Wissen nachzuhören und dauert eine halbe Stunde: https://www.swr.de/swr2/wissen/kreativ-werden-aber-wie-geht-das-swr2-wissen-aula-2022-06-19-100.html
Ein Zitat daraus als Kostprobe: "Die Menschen spinnen. Aber das ist ihr Job." (Wilhelm Schmid)
P.S.
Gerne lese oder höre ich auch weiterhin "Tipps für die Tipps". Als "Denker" geht es mir nur im Sommer oft so, dass mein Gehirn etwas herunterfährt, zumal wenn es so heiß ist wie zur Zeit. Das wundert mich noch weniger, seit ich gelesen habe, dass es im Inneren des Gehirns über 40 Grad warm ist (https://www.scinexx.de/news/medizin/unser-gehirn-ist-heisser-als-gedacht/).
In diesem Sinne einen kühlen Kopf trotz Hitze wünscht
Werner Winkler
Seit dem Ausscheiden von Angela Merkel als Bundeskanzlerin haben wir nicht mehr viel von ihr gehört. Interessant nun, nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Sicht, wie sie sich rückblickend mit sechs Monaten Abstand diese Woche äußerte.
https://www.phoenix.de/sendungen/ereignisse/phoenix-vor-ort/altkanzlerin-angela-merke-a-2815654.html?ref=aktuelles
Aus meiner Sicht ist dieses Gespräch durchaus ein Zeitdokument. Und es lässt das Sachtyp-Naturell mit allen seinen Facetten sehr eindrücklich erkennen - etwa die bekannte Verteidigungshaltung, die Abneigung gegen Kritik und den vernünftig-sachlichen Blick auf die Dinge.
Und ja, es dauert eineinhalb Stunden. Aber diese Zeit sollte man sich nehmen, wenn man sich für den Menschen Angela Merkel (und ihr Naturell) interessiert. Das Thema "Zeit" spielt dabei durchaus auch inhaltlich eine Rolle – wie nicht anders zu erwarten :)
Text: Werner Winkler, Juni 2022
Diese Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit einer 98-jährigen Frau zu unterhalten, die immer noch in ihrer eigenen Wohnung lebt. Was für ein Alter! Was man in so einem langen Leben alles erlebt hat! Danach musste ich an die Queen denken, die ja momentan durch ihr Thronjubiläum medial sehr präsent ist: Sie tat mir leid. Sie hat den Zeitpunkt verpasst, ihre Pflichtarbeit gegen Arbeiten zu tauschen, die ihr einfach Spaß machen.
Zur Erinnerung: Für Handlungstypen (zu denen ich Queen Elizabeth zähle) ist Arbeit zunächst Pflicht und Selbstverständlichkeit. Spaß und Freude daran sind dann die Sahnehäubchen. Wenn aber Spaß und Freude zu kurz kommen (und auch noch die Möglichkeit, soziale Interaktionen zu pflegen, ausbleiben), dann wird es rasch zur Quälerei.
Zum Vergleich: Für Beziehungstypen sind Spaß, Freude und soziale Interaktion bei der Arbeit die Basis; das Sahnehäubchen ist Sinnhaftigkeit und das Gefühl, eigene Ideen und Träume umsetzen zu können.
Für Sachtypen liegt der Sinn der Arbeit zunächst schlicht im existenziellen Bedürfnis (keinen Mangel bzw. Hunger leiden). Stark vereinfacht gesagt: Sachtypen tauschen vor allem Zeit gegen Geld, wenn sie für Geld arbeiten. Kommen dann noch positive Aufmerksamkeit, Anerkennung oder zusätzliche Einnahmen dazu, für die nicht viel zusätzlicher Aufwand nötig waren, sind sie besonders zufrieden.
Mein Tipp für die Queen wäre, sich nun den Job zu teilen. Sie ginge dann als erste Teilzeit-Queen in die Geschichte ein und Charles müsste nicht auf seine alten Tage noch seine vielseitigen Interessen für eine Aufgabe zurückstellen, die ihm vermutlich nicht sehr reizvoll erscheint. Und wenn seine Mutter dann gar keine Lust mehr hat oder es körperlich nicht mehr schafft, kann sein Sohn die frei gewordene halbe Stelle übernehmen :)
Und Queen Elizabeth könnte sich mehr Zeit für ihre geliebten Pferde nehmen. Oder die Enkel und Urenkel.
Text: Werner Winkler, Juni 2022
Ein freundlicher Effekt des Wissens um die Naturellunterschiede ist die Nachsicht, die man gegenüber den Besonderheiten der Naturelltypen entwickelt.
So etwa gegenüber dem übertriebenen Positivismus von Beziehungstypen, für die ich gerne zwei Beispiele aufführen möchte: Diese Woche las ich von einem der überlebenden Schüler der Amoktat in Texas den Satz, "Ich hoffe, die Eltern der Getöten sind dankbar dafür, dass ihre Kinder jetzt an einem besseren Ort sind".
Auch wenn sich so eine Aussage sicher zum Teil mit dem Schock erklären lässt, unter dem dieser Junge stand, zeigt sie doch auch die Fähigkeit des Beziehungstyps, selbst schrecklichste Ereignisse irgendwie ins Positive zu drehen.
Ein anderes Beispiel, das mir neulich begegnet ist: In eine Weltkarte, die zeigt, wie eine im Durchschnitt um 4 Grad erwärmte Welt aussehen könnte (erschreckend!), wurden quasi als "Zuckerguss" überall Windräder oder Solarzellen-Felder eingezeichnet. Und die dann wärmeren Gegenden im Norden und in der Antarktis kurzerhand als ideale Orte für neue große Städte ausgelobt, in denen die Klimaflüchtlinge Aufnahme finden könnten. Dafür braucht man schon eine enorme positive Vorstellungskraft, da es sich um ca. 6 Milliarden Menschen handelt. Die unzähligen Tiere wurden übrigens ebenso ausgeblendet wie die vielen verlorenen Ökosysteme in so einem (durchaus möglichen) Szenario.
Die Karte ist bei Interesse z. B. hier zu sehen: https://blog.richmond.edu/livesofmaps/files/2017/09/Warmer_World.jpg
Falls Ihnen also (vor allem wenn Sie selbst kein Beziehungstyp sind) der übertriebene Positivismus dieser Naturellgruppe störend auffällt, hilft es Ihnen vielleicht zu mehr Nachsicht bzw. Verständnis zu wissen, dass dieses Verhalten Teil des angeborenen Musters ist, mit dem Beziehungstypen versuchen, sich die Welt mitsamt ihren Schrecken erträglicher zu machen.
Text: Werner Winkler, Mai 2022